May und Trump in diplomatischer Twitter-Krise
Der Streit von Großbritanniens Premierministerin May und US-Präsident Trump schlägt im Vereinigten Königreich hohe Wellen. Trump war über die Kritik Mays erzürnt, es sei ein Fehler gewesen, per Twitter islamophobe Videos zu teilen. Er riet May, sie solle sich nicht auf ihn, sondern auf den "zerstörerischen radikalislamischen Terrorismus im Vereinigten Königreich" konzentrieren. Die britische Presse reagiert mit Empörung - und einer Prise Selbstkritik.
Einladung zu Staatsbesuch zurückziehen
The Guardian kocht vor Wut angesichts der Trumpschen Twitter-Attacke auf Theresa May:
„Dass ein US-Präsident einen britischen Regierungschef oder eine britische Regierungschefin bei einem solchen Thema in dieser Art und Weise anredet, ist beispiellos in der jüngeren Geschichte. Hier wird eine Linie gezogen. Eine klare Trennlinie der Werte, an der sich Trump und May gegenüberstehen. Trump ist kein Freund Mays, kein Freund Großbritanniens oder auch Freund jener Werte, für die dieser Teil der Welt steht und eintreten muss. ... Seine Tweets machen einen Staatsbesuch in Großbritannien unvorstellbar, sowohl jetzt als auch in Zukunft. Dass Trump überhaupt eingeladen wurde, war vorschnell und unangemessen.“
Und wieder gehen alle Trump auf den Leim
Der US-Präsident hat es auch diesmal geschafft, das Thema auf der Agenda zu setzen, erklärt The Daily Telegraph:
„Sein Twitter-Account wird zur Fernbedienung für die Nachrichten. Trump wählt ein Thema, seine Kritiker verurteilen ihn, reden dann aber den ganzen Tag über das Thema seiner Wahl. Jedes Mal schnappen sie erneut nach dem Köder, den er ihnen zuwirft. Das Trump-Phänomen gibt es nun schon seit zwei Jahren. Doch noch immer wird seine Taktik nicht richtig verstanden. Trump hat Politik und Showbusiness verschmolzen. Er bietet sich selbst als der Bösewicht an und das Publikum ist so sehr damit beschäftigt, ihn auszubuhen, dass es nicht einmal merkt, dass es ja selbst - trotz allem - wieder einmal zu seiner Aufführung erschienen ist.“