Wie gefährlich ist Bannon für Trump?
Das Verhältnis von Donald Trump zu seinem einstigen Chefstrategen Stephen Bannon scheint endgültig zerrüttet. Bannon hatte ein Treffen von Trumps Sohn und Schwiegersohn mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfs als "Verrat" bezeichnet. Diese und weitere für den Präsidenten unangenehme Äußerungen sollen dieser Tage in einem Buch des Journalisten Michael Wolff erscheinen. Was bedeuten sie für Trumps Ansehen und die Republikanische Partei?
Hoffnung für die politische Kultur der USA
Die Frankfurter Rundschau freut sich über den Bruch Trumps mit seinem einstigen Weggefährten:
„Zum einen ist mit Bannons berechtigter Kritik an dem Verschwörer-Treffen während des Wahlkampfs die Russland-Affäre endgültig im Weißen Haus angekommen. Neben dem gefeuerten FBI-Chef James Comey könnte Bannon zu einem Informanten der Justiz werden. Noch bedeutsamer ist aber der Dämpfer für die weitere Rechts-Verschiebung der Republikanischen Partei. Mit seinem Propagandablatt Breitbart und der Unterstützung von radikalen Kongressbewerbern war Bannon ein wichtiger Vorkämpfer gegen das Establishment. Wenn sich der Präsident nun abwendet, könnte sein Geldfluss versiegen. Für die malträtierte politische Kultur in den USA wären beide Entwicklungen positiv.“
Für den Präsidenten wird es eng
Dass Trump nun sogar von Bannon öffentlich kritisiert wird, könnte der Anfang vom Ende seiner Präsidentschaft sein, glaubt Der Standard:
„Steve Bannon zieht das Protestvotum ab - das einzige Pfund, mit dem der angebliche Anti-Establishment-Politiker Trump wuchern konnte. Die Republikaner im Kongress brauchen aber genau diese Stimmen in wichtigen Bundesstaaten ..., um bei den im Herbst anstehenden Zwischenwahlen zu bestehen. Sie bekommen diese Stimmen im Zweifel von Bannon und nicht von einem Präsidenten, mit dem sie ohnehin seit jeher fremdelten. Das wird für Trump weitreichende Folgen haben, die ihn bis in die unmittelbare Nähe einer Amtsenthebung bringen oder ihn zumindest schon vor der Zeit zur 'lame duck' machen könnten.“
Es könnte für Trump noch schlimmer kommen
Es wird berichtet, Trump wollte die Veröffentlichung des Buches von Wolff verbieten lassen. Aus Sicht von La Repubblica ist das nicht zu befürchten:
„Seit Beginn seiner Unternehmerkarriere hatte Trump immer eine Schwäche dafür, seine Anwälte zu mobilisieren und mit Klagen zu drohen. ... Zu welchem Zweck? Um die Gegner einzuschüchtern und vor allem, um die öffentliche Meinung von der Redlichkeit seiner Position zu überzeugen. Viele halten das rechtliche Vorgehen auch im Falle Wolffs nur für einen Bluff. Schon allein aus dem Grund, dass die Anwälte der Verteidigung im Falle einer Klage das Recht hätten, Trumps Mitarbeiter aus dem Weißen Haus in den Zeugenstand zu rufen. Und das könnte zu noch peinlicheren Enthüllungen führen. Auch der Versuch, den Verkauf zu verbieten, scheint wenig realistisch. Das Buch liegt längst in allen Buchhandlungen der Welt bereit.“