Russland und Ukraine streiten härter ums Gas
Der russische Energiekonzern Gazprom hat der Ukraine den Gashahn zugedreht, so dass das Land am Freitag öffentliche Einrichtungen schließen musste. Zuvor hatte ein Stockholmer Schiedsgericht Gazprom wegen des seit 2014 andauernden Gasstreits zu einer Strafzahlung von rund zwei Milliarden Euro verdonnert. Kommentatoren aber vermuten, dass das Urteil Russland gar nicht so ungelegen kommt.
Imageproblem für die Ukraine
Das Urteil wird nicht zum Schaden des russischen Gaskonzerns sein, prophezeit die staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti:
„Selbst wenn es Gazprom nicht gelingen sollte, die Entscheidung anzufechten - an diesen etwas über zwei Milliarden Dollar wird der Konzern nicht pleitegehen. Doch der Wunsch, mit der Ukraine auch nur irgendwie zusammenzuarbeiten, wird sich sowohl bei Gazprom wie auch bei den europäischen Partnern eindeutig abschwächen. Es ist unmöglich, mit diesen netten Leuten auf normale Weise Geld zu verdienen. Skandale und Streit sind garantiert. Die Chefs von deutschen und österreichischen Energiekonzernen haben sich Anfang der Woche dazu schon geäußert - und dies recht deutlich. Das große Geld liebt die Ruhe.“
Gazprom will Nord Stream 2 durchsetzen
Der aktuelle Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland wird erst einmal keine direkten Folgen haben, meint die Journalistin Halyna Studennykowa in Strana:
„Sogar wenn Russland, wie [Gazprom-Vorstandsvorsitzender] Miller versprochen hat, einen Vertragsauflösungsprozess beim Stockholmer Schiedsgericht beginnt, dann wird sich das Jahre hinziehen. Der unmittelbare Sinn hinter den aktuellen Handlungen Gazproms ist vermutlich, den europäischen Konsumenten ein weiteres Mal zu zeigen, dass die Ukraine kein verlässliches Transitland ist und daher Nord Stream 2 um jeden Preis gestartet werden muss.“