Doğan-Medien gehen an AKP-nahe Holding
Der türkische Mischkonzern Doğan verkauft laut Insidern seine Mediensparte an den regierungsnahen Demirören-Konzern - und damit unter anderem die auflagenstärkste Tageszeitung der Türkei Hürriyet und den einflussreichen Nachrichtensender CNN-Türk. Hürriyet hatte zuletzt eine deutlich regierungsnähere Linie verfolgt. Reichte dies nicht aus?
Nicht regierungskritisch, aber sachlich
Einen weiteren Schlag gegen die Pressefreiheit beschreibt Cumhuriyet:
„Obwohl die Doğan-Medien eigentlich bereits an einen Punkt gelangt waren, an dem sie in ihren Beiträgen und Nachrichten bezüglich der Regierung noch vorsichtiger waren und taub gegenüber Tausenden von Nachrichten, die die Regierung verärgern könnten, konnte sie es ihr nicht recht machen. ... Warum? 1. Weil die Doğan-Gruppe in ihrer Berichterstattung trotz allem noch Wert auf Sachlichkeit legte und sich um echten Journalismus bemühte, indem sie auch ausgiebig über die Opposition berichtete. 2. Weil sie auf Gleichgewicht bedacht war und ihre TV-Sender deshalb Gäste aus der Opposition empfingen. 3. Insbesondere weil von der Regierung verhasste Journalisten noch dort schrieben. Und 4., und das ist vermutlich der wichtigste Punkt: Weil die Zeitung [Hürriyet] nicht unmittelbar von Anhängern der Regierung geleitet wurde.“
Ankara im Paralleluniversum
Für Kathimerini ist die Nachricht zu den Doğan-Medien ein weiterer Beweis, dass in der Türkei der Einfluss des Westens schwindet:
„Mit dem Verkauf der Doğan-Gruppe an eine pro-Erdoğan Firma ist vielleicht die letzte Bastion einer Elite gefallen, die immer engere Beziehungen der Türkei mit dem Westen in Betracht gezogen hat. ... Die EU, die Vereinigten Staaten und die internationale Gemeinschaft insgesamt haben sehr wenig Einfluss auf Erdoğan. Druck könnte allein von Wladimir Putin kommen, da die beiden starken Männer sich in einer wackeligen Zweckehe befinden. ... Solange diese Situation anhält, wird die Türkei so handeln können, als lebte sie in ihrem eigenen Paralleluniversum: die Tatsachen völlig verdrehen, tun, was sie will, und Deutschland beschuldigen, dass es die Positionen 'terroristischer Organisationen' unterstützt.“
Untergang eines Imperiums
Der Verkauf der Mediensparte von Doğan ist für T24 keine Überraschung, nachdem diese zuletzt vielen Repressionen durch die Regierung ausgesetzt war:
„Eigentlich hatte die Zensur in den letzten Jahren insbesondere bei Hürriyet und den TV-Sendern der Gruppe ihren Höhepunkt erreicht. Die Kolumnen mussten immer von Dritten gelesen werden, und war der Text besonders regierungskritisch, wurde mit einer Mahnung an den Autor nicht gezögert: 'Dieser Text geht so nicht, schreib einen neuen.' Manchmal musste derselbe Kolumnist zwei oder drei neue Texte pro Tag schreiben. ... Die Doğan-Mediengruppe ist Geschichte. Das Imperium geht unter. ... Jetzt sind nur noch wenige unabhängige Printmedien übrig: Sözcü, Cumhuriyet, Birgün und Evrensel. Diese müssen jetzt noch viel besseren Journalismus machen, indem sie sich selbst erneuern.“
Eine aufrichtigere Redaktionslinie ist nötig
Was sich nach dem Verkauf der Medien der Gruppe ändern sollte, erklärt Ali Karahasanoğlu von der regierungsnahe Tageszeitung Yeni Akit:
„Was erwarte ich nach dieser Entscheidung in Bezug auf die Redaktionslinie der Doğan Mediengruppe? Dass Hürriyet, Posta und CNN von nun an zum Sprachrohr der Regierung werden? Dass sie sagen 'Hoch lebe die AKP! Zum Glück gibt es dich! Alles, was du tust ist richtig, und was du unterlässt, ist falsch?' Nein. Doch was erwarten wir dann von ihnen? Dass sie sich auf eine aufrichtige Linie hinbewegen. Dass sie ehrlich sind. Seien Sie versichert, das würde reichen. Das wäre mehr als genug.“