Cannabis in Kanada: Ein lehrreiches Experiment?
Als erstes Industrieland der Welt hat Kanada Cannabis vollständig legalisiert. Damit sind dort Marihuana und Haschisch nicht mehr nur zu medizinischen Zwecken erlaubt, sondern auch als Freizeitdroge. Für die einen ein wichtiger Modellversuch, für die anderen das Eingeständnis einer gescheiterten Drogenpolitik.
Verbot schadet der Gesellschaft
Die taz hofft, dass die Entscheidung aus Kanada die Debatte um die Cannabis-Legalisierung voranbringt:
„Jetzt liegt es an Ländern wie Kanada und Uruguay sowie an den US-Bundesstaaten, die den Schritt bereits gegangen sind, ihre Erfahrungen systematisch auszuwerten, gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen und die Welt daran teilhaben zu lassen. Sie können Beweise und Empirie dafür liefern, dass die Ängste, mit denen konservative Prohibitionisten operieren, absurd sind. Die Gesellschaft, auch hier in Deutschland, ist weiter als die Politik. Es war jahrelanger öffentlicher Druck, der schon Linke, Grüne, FDP und Teile der SPD zum Umdenken gebracht hat. Das darf nicht nachlassen. Die gesellschaftlichen Kosten der Prohibition sind einfach zu hoch.“
Der Mittelweg ist die Lösung
Kanada hat nun die Chance, eine Balance aus Freigabe und kontrollierter Nutzung zu finden, die dem Rest der Welt als Vorbild dient, meint The Independent:
„Die Nutzung von Cannabis muss, so wie die anderer problematischer Substanzen, kontrolliert werden, und das erfordert Kompetenz sowie ein gutes Urteilsvermögen. Der Substanz den Kampf anzusagen, führt lediglich dazu, den Handel in den Untergrund zu drängen und Cannabis mit Verbrechen in Verbindung zu bringen. Außerdem birgt es die Gefahr, dass verunreinigte Ware auf den Markt kommt und die Folgen des Konsums nicht mehr richtig einschätzbar sind. Eine vollständige Liberalisierung wiederum könnte die schädliche Wirkung, die die Substanz haben kann, verschlimmern - und das in mehr Fällen.“
Gescheiterte Drogenpolitik
Trotz der Freigabe sollten die Bürger die Hände von Cannabis lassen, rät Savon Sanomat:
„Die Veränderung der Drogenpolitik in Kanada ist so enorm, dass sie zwangsläufig schon kurzfristig Auswirkungen haben wird. Sie erlaubt und ermutigt Menschen dazu, Cannabis zu probieren, obwohl es nicht zu empfehlen ist. Cannabis schwächt die Energieproduktion der Zellen, was Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen, das Gehirn, das Herz und die Muskeln hat. … Mit der Entscheidung räumt Kanada ein, dass es mit der Prävention von Drogenkonsum gescheitert ist. Obwohl es illegal war, ist der Konsum von Cannabis im ganzen Land verbreitet. … Man sollte überlegen, ob überhaupt jemand die Verantwortung für die Folgen tragen kann, die die möglichen Nebenwirkungen des Cannabis-Konsums für den Einzelnen und die Gesellschaft haben.“
Erstmal Ruhe bewahren
Svenska Dagbladet blickt abgeklärt auf die Entwicklung in Kanada:
„Etwa jede zehnte Person im Alter zwischen 16 und 29 Jahren erklärt, dass sie im letzten Jahr Cannabis konsumiert hat (CAN 2017). Während junge Menschen nur wenig Alkohol trinken, kommt es zu einem Anstieg des Cannabiskonsums. Wir könnten uns ein anderes Szenario wünschen. ... Aber junge Leute reisen und eignen sich die Gewohnheiten anderer Kulturen an. ... Ein wichtiges Argument für Veränderungen, egal, was man von Cannabis hält, ist, dass das heutige System Verlierer hat. Niemand will, dass sich der Haschischrauch über das Land legt. Aber es gilt, Ruhe zu bewahren. Man kann neu denken, ohne alle alten Regeln über Bord zu werfen. In Quebec und anderen Provinzen an der Ostküste Kanadas kann Marihuana nur in Staatsbetrieben verkauft werden, genau wie Alkohol in Schweden.“