EU will Digitalisierung in Afrika forcieren
In Wien beginnt am heutigen Montag das EU-Afrika-Forum zum Thema Digitalisierung. Staats- und Regierungschefs aus afrikanischen und EU-Staaten kommen dort mit Vertretern von rund 800 Unternehmen zusammen, um die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Kontinenten in Schwung zu bringen. Doch nicht alle halten Investitionen in Afrika für sinnvoll.
Entwicklungshilfe versickert
Der Kolumnist Angelo Panebianco kann einem Marshallplan für Afrika nichts abgewinnen, wie er in Corriere della Sera schreibt:
„Europa ist nicht das Nachkriegsamerika und Afrika ist auch nicht das damalige Europa. Der sogenannte Marshall-Plan würde nur die Taschen korrupter lokaler Herrscher und Kriegsherren mit Geld füllen. 'Entwicklungshilfe', wie auch immer sie definiert oder maskiert wird, schafft keine Entwicklung. Diese hängt von der Existenz solider lokaler Institutionen ab, die in der Lage sind, Ordnung zu schaffen. ... Das Problem ist jedoch, dass niemand weiß, wie man solide Institutionen dort aufbaut, wo sie nicht vorhanden sind.“
Vor Ort investieren und Jobs schaffen
Europa darf Afrika nicht länger als sein Rohstofflager verstehen, mahnt der Kurier:
„Diese Herangehensweise ist einer der Hauptgründe, warum sich der Kontinent nicht entwickeln kann. Und warum sich immer mehr, zumal junge Menschen mangels Perspektiven auf den Weg nach Europa machen. 1,2 Milliarden Afrikaner gibt es derzeit, 2050 werden es weit über zwei Milliarden sein. Migration wird also das bestimmende Thema der kommenden Jahre bleiben. Gerade darin liegt aber auch eine Chance (nicht zuletzt aus Eigeninteresse), endlich zu einem partnerschaftlichen Miteinander zu gelangen ... Will man verhindern, dass sich Millionen auf den Weg nach Europa machen, geht das nur mit sinnvollen Investitionen und der Schaffung von Jobs vor Ort. Und so nebenbei ließen sich auch gute Geschäfte machen, da Afrika ein enormes Entwicklungspotenzial hat und ein riesiger Absatzmarkt ist.“