Tschechien sorgt sich wegen Fleisch aus Polen
Die Nachricht, dass aus Polen tonnenweise Fleisch illegal geschlachteter kranker Tiere in andere EU-Staaten gelangte, ist größtenteils aus den Schlagzeilen verschwunden. Nicht so in Tschechien. Dort will man wegen eines Salmonellenfundes in Rindfleisch bis Mitte März das Fleisch aus dem Nachbarland labortechnisch prüfen. Wie groß ist der Schaden für Polens Fleischwirtschaft?
Argentinische Steaks sind auch keine Lösung
Tschechien kann nicht einfach so polnische Fleischimporte ersetzen, bemerkt Hospodářské noviny:
„Wer heute in Tschechien zugibt, polnisches Fleisch zu essen, scheint offenbar bereit, sich zu vergiften. Der Streit ebbt nicht ab, im Gegenteil. ... Polen ist einer der größten europäischen Nahrungsproduzenten. Und seine Lebensmittel sind konkurrenzlos preiswert. Tschechien könnte natürlich argentinischem Rindfleisch den Vorzug geben, das zum besten der Welt gehört. Doch was kochen wir dann in Krankenhäusern, wo das Essen für alle kostenfrei ist? Was in den Schulen, wo das Essen nur etwas mehr als einen Euro kostet? Und wovon sollen sich dann unsere armen Rentner ernähren?“
Skandal perlt am Fleischmarkt ab
Rzeczpospolita hat nicht den Eindruck, dass die Affäre der Nachfrage schadet:
„Bis vor kurzem galt der Rindfleischmarkt als der stabilste unter den Märkten landwirtschaftlicher Rohstoffe und es war sogar langweilig, über ihn zu schreiben. ... Diese Langeweile endete natürlich durch die 'Supervisor'- Sendung und die Empörung in 15 europäischen Ländern, auf deren Märkten Rindfleisch aus dem Schlachthaus in Kalinów gelandet war. Die allgemeine Befürchtung war, dass der Skandal die Fleischexporte für lange Zeit schädigen würde. Dies ist jedoch in den Prognosen nicht zu sehen: Demnach wird der Rindfleischpreis Ende März um durchschnittlich 3,6 Prozent gegenüber dem Preis vom Januar sinken, im Mai wird die Differenz jedoch schon nur noch drei Prozent betragen.“
EU trägt Mitschuld an schlechtem Essen
Schuld an derartigen Skandalen trägt zu einem großen Teil die EU-Politik, meint Večer:
„Mit Hilfe ihrer Lobby und viel Geld sorgen die Lebensmittelkonzerne dafür, dass die Vorschriften, die in Brüssel angenommen werden, zu einem großen Teil nur dem Anschein nach tier- und umweltfreundlich sind. Lebensmittel sind so billig wie noch nie - auch deshalb, weil die Lebensmittelindustrie eine wahre Chemieindustrie ist. Natürliche Inhalte werden durch verschiedene Tricks ersetzt, wie Aromen und Geschmacksverstärker. … Die Handvoll Konzerne, die den Lebensmittelmarkt beherrschen, werden weiter das große Geld machen. Dies wird auch durch die gemeinsame EU-Agrarpolitik ermöglicht. Denn die setzt auf Subventionen für den Anbau und nicht auf die Qualität der erzeugten Lebensmittel zu einem fairen Preis.“
Noch mehr kontrollieren, noch mehr sanktionieren
Verbraucher müssen sich auf Etiketten und Qualitätsstandards verlassen können, drängt La Croix:
„Es besteht kein Grund, in Panik zu verfallen. Die Lebensmittelsicherheit hat sich im Zuge des wissenschaftlichen Fortschritts, neuer Regelungen und schärferer Kontrollen verbessert. … Wir schauen genau auf unsere Teller und achten auf eine ausgewogene Ernährung (nicht zu fett, nicht zu viel Zucker, ausreichend Obst und Gemüse…). Das ist gut so. Aber unsere persönliche Wachsamkeit wird nie ausreichen. Sie muss durch eine echte Rückverfolgbarkeit und wirksame Kontrollen ergänzt werden. Noch gibt es zu viele Produkte, die nicht halten, was sie versprechen. Es muss (besser) kontrolliert und (mehr) bestraft werden.“