Estlands Präsidentin will Putin besuchen
Die estnische Präsidentin Kersti Kaljulaid reist am 18. April nach Moskau, um an der Eröffnung des restaurierten Gebäudes der estnischen Botschaft teilzunehmen. Während ihres Besuchs wird sie auch Wladimir Putin treffen. Ist eine Annäherung an Russland sinnvoll oder schädlich?
Kurzsichtige Freundschaftspolitik
Die freundschaftliche Politik Estlands gegenüber Russland ist ein großer Fehler, kritisiert der Politologe Raimundas Lopata auf Delfi:
„Es ist sehr fraglich, ob Länder wie Estland oder Litauen von einem Dialog mit Russland profitieren können. Moskau versteht keine Kultur des Dialogs, sondern nur die Kultur der Stärke, der Sanktionen und der Isolation. ... Russlands Ziel ist es, das Problem der Okkupation der Ukraine von der internationalen Tagesordnung zu nehmen und die wirtschaftlichen Vorteile einer freundschaftlichen Beziehung zu Russland in den Vordergrund zu rücken. ... Leider werden Befürworter einer linken, dialogorientierten Linie zu nützlichen Idioten. Im estnischen Fall wird es keinen Dialog geben, sondern eine Wiederholung der vorgeschriebenen russischen Erzählung - ein Spiel, das zugunsten des Kremls ausgeht.“
Auch mit verrückten Nachbarn muss man sprechen
Estlands ehemalige First Lady und Kandidatin der Grünen bei der Europawahl, Evelin Ilves, lobt indes in Eesti Päevaleht die Entscheidung von Kersti Kaljulaid, den russischen Präsidenten zu treffen:
„Was befürchten wir? Den Knockout unseres Selbstbewusstseins? In den estnisch-russischen Beziehungen Liebe zu suchen, ist vergebens, doch Präsidentin Kaljulaid wird in Moskau indirekt auch diejenigen Esten treffen, die Putin für ihren Präsidenten halten. ... Alle drei ehemalige Präsidenten haben den russischen Präsidenten getroffen. ... Die einfache Weisheit besagt: Hass und Schweigen helfen nie weiter, selbst wenn dein Nachbar verrückt ist. Mit dem Hass vergraben wir uns auch selbst in einem giftigen Sumpf, aus dem die kommende Generation nur schwer herauskommen wird.“