Zölle: Handelsstreit USA-China spitzt sich zu
Der Handelsstreit zwischen den USA und China spitzt sich zu. Gespräche zur Beilegung endeten vergangene Woche ergebnislos. Kurz zuvor hatte Trump die Einfuhrzölle für chinesische Waren auf 25 Prozent erhöht. Peking kündigte Gegenmaßnahmen an, Washington drohte mit weiteren Zöllen. Was steckt hinter dem Streit und welchen Schaden richtet er an?
Trump belastet globale Konjunktur
Warum die USA keineswegs von den Zöllen profitieren werden, wie Trump behauptet, erklärt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„In der Realität zahlen ... amerikanische Importeure die Zölle. Sie versuchen dann, die höheren Kosten auf ihre Kundschaft zu überwälzen. Wenn das gelingt, verteuern sich für amerikanische Konsumenten die Produkte, sie können sich weniger leisten. Das drückt auf den Konsum. Amerikanische Unternehmen müssen zudem mit chinesischen Gegenschlägen rechnen, die ihre Absatzchancen verschlechtern. Amerikas Wirtschaft nimmt Schaden, die Zolleinnahmen sind bei weitem kein Ausgleich dafür. Ein kränkelndes Amerika schadet der globalen Wirtschaft. Trump wird zu einer Belastung für die Weltkonjunktur.“
Wenn zwei sich streiten, leidet der Dritte
Auch De Volkskrant warnt, dass der Handelskrieg nicht nur den USA und China schaden wird:
„Die zwei größten Wirtschaftsmächte kämpfen ihren Krieg, während zwei andere Wirtschaftsmächte, die EU und Japan, am Rande des Schlachtfeldes keinerlei Anstalten machen, als Vermittler einzuschreiten. Sie scheinen zu denken: Wenn zwei deiner Konkurrenten miteinander kämpfen, dann schwächen sie einander und du profitierst. Das stimmt aber höchstens kurzfristig. ... Unterm Strich und mittelfristig bringt der Konflikt zwischen den USA und China globale Unsicherheit und schadet der Weltwirtschaft. Wie auch immer es ausgeht, sowohl die chinesische als auch die amerikanische Wirtschaft werden dem IWF zufolge an Wachstum einbüßen. Auch ein Handelskrieg kennt nur Verlierer.“
Zollstreit ist erst der Anfang
Dass die Zollerhöhungen erst der Anfang einer neuen Konfrontation sind, glaubt Novi list:
„Beobachter sind überzeugt, dass sich die Welt auf eine langfristige Verschlechterung der amerikanisch-chinesischen Beziehungen einstellen muss, selbst wenn Washington und Peking einen Handelsvertrag zustande bringen sollten. Die Handelskonflikte sind nur die Spitze des Eisbergs und die Rivalität der USA und China beginnt gerade erst. Washington sieht China immer mehr als Rivalen, der die amerikanische Übermacht auf der Welt in Frage stellen kann, auf wirtschaftlicher, politischer und militärischer Ebene. ... Dass die Anspannung zwischen China und den USA wächst, bestätigt auch die Nachricht, dass Washington letzte Woche ein Kriegsschiff in die Südchinesische See entsandt hat.“
Unverschämtheit als Markenzeichen
Ria Novosti erkennt Parallelen in der US-Politik gegenüber China und dem Iran:
„Washington beschuldigte Peking wegen des Platzens der Handelsgespräche. Das offenbart wieder einmal die geradlinige Unverschämtheit als Markenzeichen der US-Außenpolitik: Zuerst beschuldigt man die Partner lautstark irgendwelcher Verstöße, führt auf dieser Basis Restriktionen ein (und versetzt nebenbei die Weltmärkte in Panik) - und einigt sich dann auf die Wiederaufnahme von Verhandlungen. Doch die getroffenen Entscheidungen bleiben natürlich in Kraft. Jetzt wartet die Welt, wie China antwortet. ... Doch das Ergebnis ist schon klar: Der Handelsstreit ist in eine neue Runde gegangen. Ganz ähnlich entwickelt sich die Situation hinsichtlich des Iran: Washington drängt Teheran mit neuen Sanktionen zum Austritt aus dem Atomvertrag und hat dabei schon gewisse Erfolge erreicht.“