Eklat um britischen Botschafter in den USA
Die britische Zeitung Mail on Sunday hat am Wochenende Auszüge aus vertraulichen Notizen des britischen Botschafters in den USA zitiert. In diesen bezeichnet Kim Darroch die Trump-Regierung unter anderem als "unfähig". Nun diskutiert man in Großbritannien, ob er deshalb zurücktreten sollte oder nicht.
Klartext reden muss möglich sein
Der wahre Skandal ist, dass die Memos des Botschafters an Medien weitergeleitet wurden, meint der britische Ex-Außenminister William Hague in The Daily Telegraph:
„Wenn solche Botschaftsberichte mit der Absicht verfasst werden, die betreffende ausländische Regierung oder den betreffenden Staat nur ja nicht zu beleidigen, wären sie völlig nutzlos. Wer auch immer sich dazu entschied, diese Dokumente an die Öffentlichkeit durchzustechen, schränkt die Fähigkeit unserer Minister und Beamten ein, auf der Basis des gegenseitigen vertraulichen Austauschs wohl informierter Sichtweisen zu handeln. ... Die Vorstellung, dass jemand dazu aufgefordert werden sollte, von seinem Amt vorzeitig zurückzutreten, nur weil er die Wahrheit sagt, so wie er sie sieht, sollte in jedem Bereich der Regierung völlig inakzeptabel sein.“
Ein Diplomat darf niemals anecken
Kim Darroch ist als Botschafter Großbritanniens in den USA nicht länger tragbar, meint hingegen The Guardian:
„Es ist kaum vorstellbar, dass Darroch weiterhin effektiv britische Interessen im Washington Donald Trumps vertreten kann - nicht zuletzt bei ohnehin höchst unwahrscheinlichen Zugeständnissen in Handelsfragen nach dem Brexit. Darrochs Verteidiger behaupten, dass von Diplomaten verlangt werde, die Wahrheit zu sagen. Und es stimmt schon, er hat kaum etwas behauptet, das nicht ohnehin jeder in der Zeitung lesen kann. Daher ist es höchst verwunderlich, dass er eine derart grob vereinfachte Sicht der Dinge überhaupt geäußert hat. Doch sein Beruf verlangt es, in der Öffentlichkeit zu heucheln, Dinge vorzutäuschen, höflich und zuvorkommend zu agieren. Er dachte vielleicht, seine Ansichten würden ein Geheimnis bleiben. Wenn dem so ist, war er ein Dummkopf.“