Bedroht Kriminalität Schwedens Wohlfahrtsstaat?
Die steigende Gewaltkriminalität in Schweden setzt auch das Gesundheitssystem zusätzlich unter Druck. Ein persönlicher Bericht hat nun in den Meinungsspalten einen Streit darüber entfacht, wie ernst die Lage ist. Eine Kolumnistin von Göteborgs-Posten hatte mit ihrem Kind stundenlang in einer Notaufnahme gewartet, weil Ärzte zur Versorgung der Opfer von drei Schießereien abgezogen worden waren.
Jammern auf hohem Niveau
Die Situation sollte nicht überdramatisiert werden, empfiehlt Kolumnistin Moa Berglöf in Sydsvenskan :
„Jedes Mal, wenn die Forderung der Mittelschicht nach persönlichem 24-Stunden-Service nicht erfüllt wird, wird in Leitartikeln lamentiert. Ist das wirklich akzeptabel? Man kann die Situation schwerlich anders interpretieren als folgendermaßen: Solange auch nur die klitzekleinste Störung im abgefederten Dasein verwöhnter Leitartikelschreiber zum gesellschaftlichen Problem umgedeutet und jede private Kränkung als Behördenversagen bewertet wird, ist der wahre Systemkollaps noch weit entfernt.“
Gewalt verursacht hohe Kosten
Die Replik auf den Text in Sydsvenskan findet sich in Expressen:
„Festzustellen, dass die Gangkriminalität das Gesundheitssystem große Summen kostet, hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun. Im vergangenen Jahr zeigte ein Forschungsbericht, dass jede Schießerei im Gangmilieu die Gesellschaft 75 Millionen Kronen [rund 7,1 Millionen Euro] kostet. Wenn die Notaufnahmen nicht nur in Großstädten, sondern auch in Kalmar [wegen Drohungen und tätlicher Angriffe durch Kriminelle] gezwungen sind, umzubauen oder mehr Wachpersonal einzustellen, muss das Geld irgendwoher genommen werden. ... Nein, Moa Berglöf. Das Problem ist nicht, dass einige Leitartikelschreiber verwöhnt sind. Das Problem ist, dass einige zu träge sind, um zu recherchieren.“