Wie wirkt sich der Brexit auf die Wirtschaft aus?
Aufgrund der zunehmenden Sorge um die Folgen eines drohenden harten Brexits hat das britische Pfund drastisch an Wert verloren. Die Aktienkurse an der britischen Börse verlaufen hingegen vergleichsweise positiv. Kommentatoren verschiedener Länder bewerten die Effekte auf die Wirtschaft ganz unterschiedlich.
Johnson pokert hoch
Das Vertrauen in die britische Volkswirtschaft schwindet, beobachtet die Wiener Zeitung:
„Sieht man sich den Pfund-Kurs in diesen Tagen an, dann sieht es für Großbritannien nicht gut aus. Den Marktteilnehmern dämmert nun langsam, dass unter einem Premierminister Boris Johnson ein harter Brexit sehr wahrscheinlich geworden ist. Johnson hofft, die EU mit dieser Aussicht erpressen zu können: Dabei war es die konservative Regierung unter Premierministerin Theresa May, die den Austrittsvertrag mit Brüssel ausgehandelt hat. Warum sollte dieser nun nichtig sein, nur weil ein neuer Premierminister in der Downing Street 10 eingezogen ist? ... Wobei: Ein paar kosmetische Veränderungen sind wohl vernünftig, damit Johnson den Schwarzen Peter für die Brexit-Folgen nicht einer 'unnachgiebigen' und 'sturen' EU zuschieben kann.“
Mit der Klarheit kommen auch die Investitionen
Das Schwächeln der britischen Währung sollte nicht überbewertet werden, glaubt The Times:
„Die heutige Entwertung des Pfunds sollte als Teil einer normalen Anpassung der Wirtschaft in Vorbereitung auf den Austritt Großbritanniens aus der EU verstanden werden. ... Das fallende Pfund dürfte Investitionen anlocken, weil britische Güter billiger werden. ... Es bleibt jedoch unwahrscheinlich, dass die Investitionen wirklich steigen, solange der Brexit nicht vollzogen ist. Die gute Nachricht für Johnson ist jedoch, dass es eine Vielzahl angestauter Investitionen gibt, die getätigt werden wollen, sobald es Klarheit zu zukünftigen Handelsbeziehungen mit der EU gibt. Das wird der Wirtschaft und dem Pfund Rückenwind verleihen.“
Tomaten werden teuer
Der Brexit wird direkte Auswirkungen auf den Konsum haben, sagt Gazeta Wyborcza voraus:
„Aufgrund zusätzlicher Kontrollen in den Häfen und auf den zu ihnen führenden Straßen kann es zu riesigen Staus kommen. Das wird den Handelsfluss aufhalten. Großbritannien importiert fast 30 Prozent seiner Lebensmittel aus der EU. Supermärkte können zwar Vorräte anlegen, aber nicht alle Waren können früher gekauft werden. Bei frischem Gemüse oder Obst ist das unmöglich, weshalb die Preise für diese Produkte wahrscheinlich steigen werden. Die Regierung versichert zwar, dass der Brexit selbst nicht zu leeren Regalen in den Läden führen wird. Aber eine Panik unter den Käufern kann eine solche Situation trotzdem hervorrufen.“