75 Jahre Warschauer Aufstand gegen NS-Besatzung
63 Tage kämpften die Warschauer Aufständischen ab dem 1. August 1944, doch am Ende wurde die Rebellion von den deutschen Truppen niedergeschlagen. 200.000 Menschen hatten ihr Leben verloren und die Stadt war weitgehend dem Erdboden gleichgemacht. Kommentatoren würdigen die Widerstandskämpfer und ihr Erbe, machen aber auch auf blinde Flecken in der Aufarbeitung aufmerksam.
Heute ist kein Tag für Streit
Rzeczpospolita bittet die Leser, alle politischen Streitigkeiten für einen Moment zu vergessen:
„Obwohl der Aufstand in einer militärischen und politischen Niederlage endete: Diejenigen, die zu den Waffen gegriffen hatten und auch Tausende Zivilisten, die ihr Leben gaben, weil sie brutal von den Deutschen ermordet wurden, taten, was sich gehörte. Sie bewiesen ihre Verbundenheit mit den höchsten Werten, vor allem mit der Liebe zur Freiheit und zur Heimat. ... Lassen Sie uns alle, Gläubige und Ungläubige, Gebildete und Ungebildete, Reiche und Arme, PiS-Sympathisanten und Wähler anderer Parteien, um 17 Uhr auf den Straßen und Plätzen in Warschau und in anderen Städten und Regionen stehen bleiben. Und lassen Sie uns eine Minute lang schweigend die überlebenden Aufständischen und die Gefallenen ehren und uns ehrlich an die zivilen Opfer dieses Aufstands erinnern.“
Heiligtum in Polens kollektivem Bewusstsein
Gazeta Wyborcza findet, der Aufstand hat Polen zu dem gemacht, was es heute ist:
„Der 63-tägige Warschauer Aufstand war die Vorahnung eines freien und demokratischen Polens. Zeitschriften, die Meinungen aus allen politischen Richtungen vertraten, wurden veröffentlicht, als auf der anderen Seite der Weichsel, im Stadtteil Praga, bereits das sowjetische Regierungssystem installiert wurde. Der Aufstand wurde zu einem Grenzzeichen, zum Heiligtum des polnischen kollektiven Bewusstseins. ... Diese Niederlage lehrte uns, dass es nicht ausreicht, seine Kräfte zu messen. Sie lehrte uns Realismus, Besonnenheit und ein Denken im Sinne des Gemeinwohls. Die Fürsorge um Polen ist das, was wir den Opfern dieses Aufstands immer schuldig sein werden.“
Russland tut sich schwer
Zum Gedenken an den Warschauer Aufstand gehört auch, daran zu erinnern, dass Stalin der Niederschlagung des Aufstands tatenlos zusah, meint Der Tagesspiegel:
„Er wollte, dass Warschau wie das übrige Polen von der Roten Armee befreit wird und nicht von nationalen, bürgerlichen Kräften. Stalin verweigerte den Westalliierten die Möglichkeit, die Aufständischen über Militärflugplätze unter Sowjetkontrolle zu versorgen. ... Für Polen endete der Krieg, wie er begonnen hatte: mit einem Pakt zwischen Hitler und Stalin. ... Es ist Gnade und glückliche Fügung, wenn Deutschland heute geachtet wird von den meisten Bürgern seiner östlichen Nachbarländer. Es hat auch damit zu tun, dass die Deutschen sich zu ihrer Schuld bekennen, während das heutige Russland sich schwer tut, ehrlich und offen mit den eigenen Untaten in Polen und anderen Staaten Ostmitteleuropas umzugehen.“