Leistungsschutzrecht: Gegen Google durchsetzbar?
In Frankreich, dem ersten EU-Land, in dem das neue europäische Leistungsschutzrecht Ende Oktober in Kraft tritt, will Google in den Suchergebnissen nur noch Überschriften anzeigen. In Europas Medien ist die Empörung über den Tech-Giganten deshalb groß.
Europa muss Online-Riesen bändigen
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist von der Reaktion Googles nicht überrascht:
„Passt den Silicon-Valley-Konzernen etwas nicht ins Geschäft, ziehen sie alle Register, um zu zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Dieses Verhalten sollte alarmieren, wie immer man zu dem umstrittenen Leistungsschutzrecht, das auch unter Verlagen umstritten ist, steht. Zeigt es doch, was die Marktmacht von Google bedeutet. Ob man dem mit dem Kartell- und Medienkonzentrationsrecht beikommt, das französische Politiker und Verlegerverbände in Deutschland und Frankreich bemühen wollen? Es wäre an der Zeit, es zu probieren. Für die Zivilisierung der Online-Giganten aus Übersee muss Europa sorgen, sonst bleibt die digitale Welt der Wilde Westen, in dem Konzerne das Sagen haben und das dann auch noch als die große Freiheit ausgeben.“
Angriff auf die Demokratie
Google verhält sich irreführend und undemokratisch, kritisiert Pierre Louette, Chef der Verlagsgruppe Les Echos-Le Parisien, im Interview mit Les Echos:
„Google vermischt bewusst zwei komplett verschiedene Dinge: Urheberrecht und eine Mechanik, die seit mehr als 20 Jahren existiert: die Wertschöpfung aus Werbung dank der Klickzahlen, die die Suchmaschine generiert. ... Was vor sich geht, stellt einen schwerwiegenden Angriff auf die Demokratie dar. Google tritt nicht nur den Geist des Leistungsschutzrechts mit Füßen, indem die Firma der Absicht des Gesetzgebers zuwiderläuft, sondern schwächt auch die Presse, die in einer Demokratie unabkömmlich ist - gleichzeitig aber auch sehr nützlich, wenn es darum geht, die großen Suchmaschinen mit qualitativ hochwertigen Inhalten zu füllen.“