Muss die Uefa Salutieren bestrafen?
Weil die Fußball-Nationalspieler der Türkei bei den EM-Qualifikationsspielen gegen Albanien und Frankreich salutierten und damit ihre Sympathie mit dem Einmarsch des türkischen Militärs in Syrien kundtaten, berät die Uefa über mögliche Strafen. Während einige Kommentatoren ein hartes Vorgehen fordern, erläutern andere, warum der Verband zurückhaltend sein sollte.
Fußball soll auch künftig die Menschen verbinden
Der Europäische Fußballverband muss seiner gesellschaftlichen Rolle gerecht werden, fordert Jyllands-Posten:
„Dass die Uefa aktiv wird und mit Strafen und Sanktionen droht, ist zu loben. Gerne dürften auch Drohungen mit leeren Stadien oder Ausschluss von Turnieren dabei sein. Denn Fußball als Massensport hat auch die Verpflichtung, hart durchzugreifen gegen jeden Anflug von Rassismus, Homophobie oder politischen Missbrauch, wenn der Sport auch künftig dazu dienen soll, Menschen zu verbinden.“
Auch Sportler dürfen ekelhafte Meinungen haben
Der Tagesspiegel plädiert für Gelassenheit:
„Sportler sind keine besseren Politiker. Aber es sind Menschen, die politische Überzeugungen haben - und auch ein Recht darauf, diese kundzutun. Sie müssen dabei Grenzen beachten und Gesetze befolgen. Nicht alles, was gesagt werden kann, darf gesagt werden. Doch politikfreie Zonen, errichtet und bewacht von ganz und gar nicht politikfreien Verbänden, entmündigen Sportler und Zuschauer. Der Militärgruß der türkischen Spieler war ekelhaft. Solche Gesten zu verbieten, zeugt indes von falsch verstandener Rücksichtnahme. Die Freiheit einem erhofften gesellschaftlichen Frieden zu opfern, ist fast nie eine gute Idee.“
Spieler sind blindem Nationalismus verfallen
Was bringt türkische Fußballer dazu, ihre Soldaten öffentlich zu feiern, fragt Dennik N:
„Zumindest einige von ihnen scheinen dies freiwillig und gerne zu tun, sodass der normale Nationalismus wahrscheinlich die Hauptrolle spielt. In der Türkei war der immer stark. ... Interessanterweise hat sich dieser verblendete Nationalismus vieler türkischer Spieler auch nach Jahren in westlichen Clubs und in westlichen Ländern gehalten. Es genügt, an das Beispiel deutscher Fußballstars türkischer Abstammung zu erinnern, deren Umgebung kein Verständnis dafür aufbringen konnte, dass sie den Diktator feierten und ihm in dessen Wahlkampf halfen.“