Schwedische Kriminalstatistiken frisiert?
Der schwedische Rat zur Kriminalprävention (Brå) sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt: Die dem Justizministerium unterstellte Behörde, die Forschung zur Kriminalität betreibt und Statistiken erstellt, soll ihre Forschungsergebnisse laut einem Bericht der Universität Linköping seit Jahren politischen Vorgaben angepasst haben. Schwedens Presse ist empört.
Geschönte Fakten helfen niemandem weiter
Expressen nimmt die sozialdemokratisch geführte Regierung in die Pflicht:
„Justizminister Morgan Johansson sollte dafür sorgen, dass mehr Forschung auf diesem Gebiet an den Universitäten betrieben werden kann - in Konkurrenz zueinander und weiter entfernt von politischen Zeigefingern und den Ansichten von Auftraggebern. ... Die in der Studie aufgezeigten Missstände beschädigen nicht nur Brås Glaubwürdigkeit. Letztlich kann das von der Behörde vermittelte zurechtgestutzte Bild auch dazu führen, dass Kriminalitätsbekämpfung weniger effektiv wird. Das Letzte, was wir in einer Zeit brauchen, in der Schweden unter Schießereien und Bombenanschlägen ächzt, ist eine Behörde, die versucht, unbequeme Fakten unter den Teppich zu kehren.“
Fortan müssen wir wohl zwischen den Zeilen lesen
Für Göteborgs-Posten riecht die Affäre nach Sowjetunion:
„Die richtige Version der Wahrheit über Kriminalität in Schweden war wichtiger als die Wahrheit an sich. ... Das Vertrauen in Staat und Behörden speist sich gänzlich daraus, dass diese ihre Arbeit entsprechend ihren Aufgaben erledigen. Wenn die Zielsetzung einer Behörde darin besteht, solide und unparteiische Daten zu liefern, die die gesellschaftliche Entwicklung beschreiben, müssen Bürger, Behördenmitarbeiter und Politiker sich darauf verlassen können. ... Auftrag von Brå ist es, seine Arbeit ungeachtet möglicher Konsequenzen zu erledigen. Nun hat sich gezeigt, dass dem keineswegs so ist. Sollen die Schweden die Berichte des Rates entsprechend betrachten? Will heißen: Man lese zwischen den Zeilen und verstehe, dass A eigentlich B bedeutet?“