Spanien: Madrid und Barcelona am Runden Tisch
Am gestrigen Mittwoch haben der spanische Premier Pedro Sánchez und der katalanische Ministerpräsident Quim Torra Gespräche zur Lösung des Katalonien-Konflikts begonnen. Zunächst wurden dabei nur Formalitäten wie die Häufigkeit und Orte künftiger Treffen beschlossen. Spanische Pressestimmen hegen unterschiedliche Erwartungen.
Gut, dass der Dialog überhaupt stattfindet
Obwohl die Positionen diametral auseinanderklaffen, ist die Aufnahme der Gespräche an sich eine gute Nachricht, stellt El Periódico de Catalunya fest:
„Sichtbar wurden vor allem enorme Differenzen zwischen der Delegation der Zentralregierung, die eine Liste von 44 möglichen Verhandlungspunkten vorlegte, und der Regionalregierung, die über Selbstbestimmung und Amnestie für die inhaftierten [katalanischen Separatisten] sprechen will. Hier handelt es sich nicht um kleine Meinungsverschiedenheiten. Die enorme Kluft zwischen beiden Seiten zeigt, wie groß die Aufgabe ist, vor der dieser Runde Tisch steht. Doch unabhängig davon hat der Dialog begonnen. Und solange er weitergeht, bleibt er der Rahmen (Verhandlungen zwischen Politikern und gewählten Vertretern), in dem der politische Katalonien-Konflikt ausgetragen wird.“
Ohne konkrete Ziele nutzt alles Reden nichts
Der Dialog ist kein Selbstzweck, bemerkt La Vanguardia:
„Die Verhandlungspartner dürfen nicht vergessen, dass neben ihren Eigeninteressen vor allem die Bedürfnisse der Bürger zählen, die mehrheitlich für einen Dialog sind. Für einen Dialog, der sich nicht mit formalen Treffen zufrieden gibt, sondern der greifbare Ziele anstreben muss. Zum Beispiel sollte er erreichen, dass sich die politische Situation stabilisiert, dass die Verwaltung so gut wie möglich ihrer Arbeit nachgehen kann und dass die größtmögliche Zahl der Bürgerprobleme gelöst werden. Politik ist kein Spielchen, in dem sich gewitzte Politiker gegenseitig überlisten, sondern ein Dienst an der Bevölkerung.“