Rivalen bilden große Koalition in Israel
Nach einem mehr als ein Jahr andauernden Patt in Israel haben sich der rechtskonservative Regierungschef Netanjahu und sein Herausforderer Gantz vom Mitte-Bündnis Blau-Weiß zu Beginn der Woche auf die Bildung einer großen Koalition geeinigt. Sie vereinbarten eine "nationale Notstandsregierung". Medien werfen Gantz vor, unter dem Druck der Corona-Krise seine eigenen Prinzipien verraten zu haben.
Totalumfaller des Herausforderers
Der große Gewinner der Koalitionsvereinbarung ist Netanjahu, urteilt Financial Times:
„Benny Gantz' Lager hatte stets behauptet, dass Netanjahu nicht für öffentliche Ämter geeignet sei und dass dieser alles tun würde, um an der Macht zu bleiben und sich nicht der Justiz stellen zu müssen. ... Gantz wirkt so gar nicht wie ein auf dem Schlachtfeld bewährter Staatsmann, sondern mehr wie ein naiver Anfänger, der als Schutzschild für den Premierminister fungiert. Sein politisches Bündnis Blau-Weiß war der einzige ernstzunehmende Herausforderer des rechten Premiers in dessen vergangenen drei Amtsperioden. Alles, was es einte, war die gemeinsame Abneigung gegen Netanjahu. Daher wandten sich Bündnispartner auch umgehend verbittert ab, als sich der Chef zum Handlanger des Premierministers machte.“
Benny Gantz' gefährliche Konzessionen
Gantz hat Zugeständnisse gemacht, die den Frieden gefährden, erklärt NRC Handelsblad:
„Netanjahu hat freie Hand bekommen, jüdische Siedlungen im besetzten Westjordanland zu annektieren. ... Er hat die Rückendeckung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump und hofft auf eine schnelle Annexion großer Teile der palästinensischen Gebiete. So ein Schritt verstößt gegen das internationale Recht und könnte eventuelle Friedensgespräche mit den Palästinensern für immer sabotieren. Gantz hätte dieser Forderung von Netanjahu niemals zustimmen dürfen. ... Benny Gantz hat sein Schicksal und das der Palästinenser in dieselben unzuverlässigen Hände gelegt.“