Italien: Rechte fordert Rücktritt der Regierung
Angeführt von rechten Parteien gab es am Nationalfeiertag in Rom und anderen Städten Italiens Proteste gegen das Krisenmanagement der Regierung. Wie auch in anderen Ländern ging eine heterogene Mischung auf die Straßen: so zum Beispiel Menschen, die unter den ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie leiden, Anhänger von Verschwörungstheorien und Impfgegner. Wie schlagkräftig ist die Bewegung?
Total überholter Populismus
Die Kundgebung wirkte wie aus der Mottenkiste hervorgekramt, findet Kolumnist Massimo Franco in Corriere della Sera:
„Das Ziel, dem vergessenen Italien eine Stimme zu geben, Wut und die Angst vor der Wirtschaftskrise zu kanalisieren, wäre an sich verdienstvoll. Es könnte auch als Ansporn für eine Exekutive dienen, die zögert, eine gemeinsame Vision zu finden. … Aber man hat das Gefühl, dass das Unbehagen von der Opposition weder kanalisiert noch gelenkt wird. Vielmehr wird es geschürt und in einer unfruchtbaren Kontroverse eingesetzt. Vor allem, wenn die Opposition sich weigert zuzugeben, dass von 'außen', nämlich von Europa, eine substanzielle Hilfe kommt. … So scheinen die Proteste einer anderen Epoche anzugehören: einem 'historischen' selbstreferentiellen Populismus, der vom Drama des Covid-19-Virus überholt worden ist.“
Das Geld muss nun schnell die Leute erreichen
Welche Kraft die Proteste entwickeln, hängt vor allem von der EU ab, mahnt der Italien-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Oliver Meiler:
„[E]s braucht nicht viel, und aus Hunderten ... werden Tausende. Auch die extreme, außerparlamentarische Rechte reiht sich ... ein. ... Darum wäre es nun wichtig, all jenen Italienern schnell zu helfen, die wegen Corona in ihrer Existenz bedroht sind, die ihren Job und ihr Einkommen verloren haben. Geld ist ja genügend da, eigenes und solches der Europäischen Union. Es muss nur zu den richtigen Leuten kommen, und zwar möglichst bald. Sonst droht der Unmut zu explodieren.“