Zoom blockiert Nutzer, wenn China es will
Die Videokonferenz-Plattform Zoom hat eingeräumt, auf Geheiß Pekings Videotreffen chinesischer Menschenrechtsaktivisten in den USA geblockt zu haben. Das Unternehmen teilte mit, Konten und Aktivitäten außerhalb Chinas künftig nicht mehr zu beschränken, doch weiterhin Teilnehmer in China aus Gesprächen auszuschließen, wenn Peking dies verlange. Kommentatoren schwanken zwischen Empörung und Resignation.
So verspielt man Vertrauen
Das Einknicken von Zoom ist ein dramatisches Signal, kommentiert das Handelsblatt:
„Eine US-Firma beugt sich dem Wunsch Pekings nach Zensur politischer Meinungen. Schlimmer noch: Die Lektion für Zoom daraus ist nicht, dass die Entscheidung ein Fehler war. Zoom will vielmehr künftig eine Art interne Zensurmöglichkeit einräumen, mit der Nutzer basierend auf ihrem Standort von Videokonferenzen ausgeschlossen werden können. Der Zoom-Gründer Eric Yuan, ein chinesisch-amerikanischer Milliardär, hatte versprochen, alles zu unternehmen, um seine Firma zu einem vertrauensvollen Unternehmen zu machen. Der Fall auf Pekings Geheiß unterbrochener Verbindungen von Dissidenten in den USA zeigt: Zoom baut kein Vertrauen auf, sondern verspielt es.“
Das ist Marktwirtschaft
Die Empörung über das Tech-Unternehmen läuft ins Leere, meint Der Spiegel:
„Zoom [hat] nie den Anspruch formuliert, die Welt zum Besseren verändern zu wollen. Zoom möchte mit seinem Videochatservice Geld verdienen und legt sich deshalb nicht mit Regierungen an. ... Global agierende Internetdienste werden immer irgendwo mit der Gesetzeslage kollidieren. Eines wird es dagegen niemals geben: Ein milliardenschweres börsennotiertes Techunternehmen, das sich bedingungslos auf die Seite der Schutzbedürftigen stellt und in keinem Land aktiv wird, wo dieser Schutz durch die Rechtslage oder das Regime aufgeweicht werden kann. Wer seinen Profit maximieren möchte, muss die Menschenrechte bisweilen hintanstellen - das ist der Preis, den der Kapitalismus der Humanität abverlangt.“