Serbien und Kosovo: Übernehmen die USA die Regie?
Die USA haben die Wiederaufnahme der Ende 2018 abgebrochenen Gespräche zwischen Serbien und dem Kosovo angekündigt. Der US-Sondergesandte Richard Grenell informierte am Montag - kurz vor einer Priština-Reise des Brüsseler Sondergesandten für Serbien und Kosovo Miroslav Lajčák - auf Twitter über ein erstes Treffen am 27. Juni. Kommentatoren in Europa überzeugt Washingtons Initiative nicht.
Trump braucht einen Erfolg
Die geplanten Verhandlungen in Washington sind ein Affront gegen die EU, kommentiert Duma:
„Die Vereinigten Staaten und die EU wetteifern darum, der Hauptvermittler bei der Lösung des Konflikts zwischen Serbien und dem Kosovo zu sein. ... Daher ist Washingtons Initiative, Vertreter des Kosovos und Serbiens am 27. Juni zu Gesprächen über ein Abkommen einzuladen, ein Versuch der USA, der EU einen Schritt voraus zu sein. Donald Trump braucht wegen der Präsidentschaftswahlen definitiv einen Sieg auf dem internationalen Parkett, nachdem die Bilanz seiner Regierung seit Anfang des Jahres viel Negatives aufweist.“
Die Folgen trägt Europa
Die EU darf den Westbalkan nicht weiter vernachlässigen, fordert Die Presse:
„Dass Nordmazedonien trotz Namensänderung bei den Beitrittsgesprächen zunächst weiter hingehalten worden ist, hat nicht gerade das Vertrauen in die Union gestärkt. Im Kosovo ist man verärgert darüber, noch immer nicht ohne Visum in die EU reisen zu dürfen. Zugleich haben Akteure wie China und Russland ihren Einfluss auf dem Balkan ausgeweitet. Und der Herr im Weißen Haus kümmert sich sichtlich immer weniger um die Befindlichkeiten seiner europäischen Partner. Egal, was in Washington zwischen Serbien und dem Kosovo vereinbart werden sollte: Die Folgen trägt Europa. Höchste Zeit für die EU-Staaten, sich wieder selbst stärker einzubringen.“
Grenell ist der falsche Vermittler
Jutarnji list bezweifelt, dass der ehemalige US-Botschafter der richtige Mann für diese Mission ist:
„Die EU sagt, sie liefere sich in der Region 'keinen Wettlauf' mit den USA. Doch es ist offensichtlich, dass gerade dies geschieht. ... Damit die Sache für die EU noch unangenehmer wird, leitet den Schlichtungsversuch zwischen dem Kosovo und Serbien im Namen der USA der Trump nahestehende Diplomat Richard Grenell, bis vor Kurzem Botschafter in Berlin. Er ist so seriös und glaubhaft wie sein Chef. ... Ein US-Engagement in der Region ist nicht nur wünschenswert, sondern notwendig. ... Doch das Problem ist, dass Grenell kein ernsthafter US-Diplomat ist, der sich sowohl des Problems bewusst ist, als auch der Folgen einer eventuellen schlechten Lösung.“