Wie sollen wir Weihnachten feiern?
Geschenke kaufen, Reisen zu den Verwandten buchen, Plätze im Restaurant reservieren: Jetzt wäre die Zeit, all das zu erledigen, doch Corona ändert 2020 vieles. In den meisten Ländern Europas gelten mehr oder weniger strenge Beschränkungen und Regierungen überlegen, ob sie ihren Bürgern an den Feiertagen etwas mehr Freiheit gönnen können. Medien bewerten die Pläne und machen eigene Vorschläge.
Einfach abschreiben
Am besten macht man sich keine Illusionen, empfiehlt der Kolumnist Aggelos Kovaios auf dem Onlineportal In.gr:
„Es ergibt keinen Sinn, im TV und im Radio unendlich darüber zu diskutieren, ob Restaurants geöffnet werden, wie es gemacht wird und was zu Weihnachten passieren wird. Denn immer mehr Menschen fragen sich: Wenn sich die Dinge so entwickeln wie jetzt, wie viel Lust wird man haben, Weihnachten zu feiern? Mit wem, mit wie vielen? Und schließlich, was genau zu feiern? Es ist besser für alle, vorbereitet zu sein und davon auszugehen, dass das diesjährige Weihnachtsfest verloren ist. Wenn es anders kommt, ist es dann eine (etwas) positive Überraschung.“
Auch ein kleines Fest kann fein sein
Vor einem Aussetzen vieler Corona-Beschränkungen über die Feiertage, wie das die britische Regierung plant, warnt The Guardian:
„Der Januar ist so schon schrecklich genug: eine Hochsaison für Scheidungsanwälte, Diäten und Bedauern aller Art. Aber wenn wir ein 'normales' Weihnachtsfest mit allem, was dazu gehört, feiern, dann werden wir nachher monatelang Januar haben. ... Es ist lächerlich, wenn behauptet wird, es gebe nur die Wahl zwischen einem jämmerlichen, freudlosen Weihnachtsfest unter Hausarrest einerseits und einer Woche ungezügelten, ausschweifenden Feierns andererseits. Um Himmels willen, es gibt einen Mittelweg, nämlich ein kleineres Weihnachtsfest als gewöhnlich, das aber nicht notwendigerweise schlechter ist - ein etwas anderer Dezember, dem vielleicht ein Januar mit weniger Bedauern folgt.“
Plötzlich gelten andere Maßstäbe
Auch in Deutschland sollen für das Fest die Corona-Restriktionen gelockert werden. Der Chefredakteur von Cicero, Alexander Marguier, kann sich darüber nur wundern:
„Tatsächlich kann nicht der allergeringste Zweifel daran bestehen, dass ohne bevorstehendes Weihnachtsfest an Lockerungen nicht zu denken gewesen wäre. Wenn also der bisherige Weg sinnvoll gewesen sein soll (wofür es einige gute Argumente gibt), warum soll dann an Weihnachten plötzlich etwas anderes gelten? Aus Sentimentalität? Damit war es mit Blick auf Lockdown-bedingte Verwerfungen sozialer und wirtschaftlicher Art weiland jedenfalls nicht weit her. Aber wie gesagt: In der wundersamen Weihnachtszeit gelten eben andere Maßstäbe.“
Tests vor den Feiertagen geben ein gutes Gefühl
In Tschechien sollen alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, sich vor Weihnachten kostenlos auf das Coronavirus testen zu lassen, was den Beifall von Lidové noviny findet:
„Die Antigen-Tests, die der Staat flächendeckend und umsonst anbietet, werden eine mögliche dritte Welle nicht aufhalten. Aber vielleicht ermöglichen sie deren milderen Verlauf. Sicher, die psychische Ausdauer der Einzelnen und der Gesellschaft hat ihre Grenzen. Manche werden sagen, ein Test muss nicht sein, habe man sich doch während der zweiten Welle verantwortungsvoll verhalten. ... Dennoch: Wer Weihnachten mit seinen Nächsten zusammen sein möchte und dabei nichts riskieren will, dem gibt ein Test eine Woche davor zwar keine absolute Sicherheit, aber so etwas wie Halt.“