Bidens To-Do-Liste: Was muss der Neue jetzt angehen?
Der Start könnte sicherlich ruhiger sein für den nun vereidigten 46. Präsidenten der USA: Joe Biden übernimmt eine politisch destabilisierte und wirtschaftlich geschwächte Nation, die mitten in einer Pandemie steckt. Europas Presse sieht denn auch eine ganze Reihe von Herausforderungen, die Biden mit seinem Team jetzt dringend angehen muss.
Demokratie retten und wieder Vorbild werden
Für Público ist der wichtigste Punkt auf Bidens Liste, dafür zu sorgen, dass die Welt wieder an die USA glauben kann:
„Joe Biden und Kamala Harris wecken fantastische Erwartungen. Von Asien bis Europa. Die neue Administration wird in Kürze Änderungen bekannt geben, beginnend mit symbolischen. Das stärkste Bild wird das sein, wie der neue Präsident Trumps Gerümpel auf den Müllberg der Geschichte wirft. ... Aber das große Signal, das Joe Biden an die Welt senden muss, ist ein anderes: der Lebensnachweis der amerikanischen Demokratie. Die Vereinigten Staaten bleiben ein unverzichtbarer Anker im internationalen System. Ein zerrissenes Amerika mit Institutionen und einem politischen System in beschleunigter Korrosion mag aggressiv sein, wird aber nicht führen können.“
Zuerst die Pandemie in den Griff bekommen
Covid-19 ist die vorrangige Herausforderung für Biden, nachdem sein Vorgänger das Thema unter den Teppich gekehrt hat, findet Večernji list:
„Trump tat wirklich alles, um die Pandemie und ihre Folgen aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu entfernen, hatte damit aber keinen Erfolg. Biden hingegen konnte die Mehrzahl der Amerikaner davon überzeugen dass er nicht gefühllos ist und sich um seine Mitbürger kümmert. ... Er muss in kurzer Zeit, in nur einigen Monaten, zeigen, dass die größte Weltmacht und das reichste Land der Welt mit solch einer Gesundheitskrise fertig wird. Die Pandemie ist die erste und dringlichste Krise, der sich die Biden-Administration stellen und beweisen muss, dass Amerika besser sein kann, als unter der Regierung Trump.“
Wiederbelebung auf allen Ebenen
Der neue Präsident muss eine ganze Reihe von Wunden versorgen, so Respekt:
„Der Antritt von Joe Biden erinnert an die Wiederbelebung eines schwerkranken Patienten. Auch, was konkrete Rettungsarbeit angeht. In den letzten Tagen hat Amerika die Zahl von 400.000 Opfern der Coronavirus-Pandemie überschritten. In den ersten 100 Tagen sollen 100 Millionen Menschen geimpft werden. Um das Rettungspaket wird es eine Schlacht im Kongress geben, wo die Demokraten in beiden Kammern eine nur sehr enge Mehrheit haben werden. ... Den versöhnlichen Ton der Regierung vom Mittwoch beizubehalten, wird die größte Herausforderung für den neuen, 46. US-Präsidenten sein. Wenn die nächste Amtseinführung ohne 25.000 Mitglieder der Nationalgarde auskommt, die in Washington mobilisiert wurden, um die Machtübertragung sicherzustellen, wäre das ein Erfolg.“
Endlich wieder verlässliche Verhandlungspartner
Mit Biden wird die Wirtschaftspolitik der USA keine völlig andere, aber doch vorhersehbarer, prognostiziert Kauppalehti:
„Die von Trump lancierten Stahl- und Aluminiumzölle sowie die dauerhafte Androhung von Autozöllen haben die EU vorsichtig gemacht. Biden wird sicherlich nicht alle Entscheidungen Trumps sofort rückgängig machen, denn traditionell sind die Demokraten protektionistischer als die Republikaner. Insbesondere die China betreffenden Beschränkungen genießen in den USA breiten Rückhalt. … Die EU und Finnland können aber erleichtert aufatmen, dass der vorhersehbare Biden den unvorhersehbaren Trump ersetzt. Die Handelsstreitigkeiten werden nicht unbedingt verschwinden, aber Bidens Glaube an die internationale Zusammenarbeit macht Hoffnung.“