Militäreinsätze in Sahelzone fortführen?
Auf dem G5-Sahel-Treffen hat Frankreichs Präsident Macron eine Fortsetzung der EU-unterstützten Operation Barkhane im Sahel angekündigt. Nach dem Sommer sollen die französischen Truppen jedoch verkleinert werden. Seit 2014 läuft die Militäroperation in Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger mit dem Ziel, den islamistischen Terror zu bekämpfen. Ihren Erfolg sehen Kommentatoren sehr unterschiedlich.
Stabilität in Afrika ist wichtig für Europa
Ein Rückzug könnte verheerende Auswirkungen haben, glaubt The Times:
„Macron sollte bleiben. Und auch Großbritannien, das einen bescheidenen, aber nützlichen Beitrag bei einer Mission der Vereinten Nationen in Mali leistet, sollte bleiben. Mali und seine Nachbarn bilden einen Streifen fragiler Staaten. Sie befinden sich auf einer der wichtigsten Migrationsrouten nach Europa, die durch Niger führt. Terrorgruppen, Menschenschmuggler und kriminelle Banden bewegen sich frei in gesetzlosen Räumen. ... Macron hat dem regionalen Bündnis von Tschad, Mali, Niger, Burkina Faso und Mauretanien mitgeteilt, dass er rund 600 der 5.100 französischen Soldaten aus der Sahelzone abziehen möchte. Das ist herrisch. Es gibt eine direkte Verbindung zwischen der Stabilität in diesem Teil Afrikas und Europas.“
Frankreichs Präsenz ist Teil des Problems
Das französische Eingreifen in der Sahelzone ist kontraproduktiv, kritisiert der gegen Frankreichs Einflussnahme in Afrika gerichtete Verein Survie auf Mediapart:
„Es ist paradox, eine Stärkung der afrikanischen Staaten zu fordern und zu behaupten, eine politische Lösung sei notwendig, während weiterhin Druck ausgeübt wird, damit Sicherheit die einzige Priorität bleibt. Die französische Militärpräsenz befreit die afrikanischen Staaten in Wahrheit davon, grundlegende Probleme selbst anzugehen. ... Frankreich optiert dafür, sich auf autoritäre und korrupte Regime zu stützen, um seinen 'Krieg gegen den Terror' zu führen, und verstärkt dabei auch in der Bevölkerung ein Ressentiment, das den Dschihadisten nur zu Gute kommen kann. Es ist Zeit, zu betonen, dass Frankreichs militärisches Eingreifen im Sahel Teil des Problems ist und nicht die Lösung.“
Macron muss sich Debatte stellen
Angesichts der bitteren Bilanz der vergangenen acht Jahre drängt Le Monde auf eine öffentliche Diskussion über Frankreichs militärische Auslandseinsätze:
„Bislang wurde kein Terrorangriff in Frankreich oder bei seinen Nachbarn auf die Ereignisse im Sahel zurückgeführt. Die wünschenswerte Übergabe an die wenig professionellen lokalen Armeen ist nur eine mittelfristige Lösung. Ebenso der Wiederaufbau von Staaten, die im Stande sind, die vitalen Bedürfnisse der Einwohner zu gewährleisten. ... Während sich die öffentliche Meinung in Frankreich und Afrika immer stärker gegen die Verlängerung der Operation Barkhane sträuben, dürfen klare Entscheidungen nicht länger auf sich warten lassen. Das Ende der Amtsperiode und der bevorstehende Präsidentschaftswahlkampf stellen einen geeigneten Zeitpunkt für eine Debatte über die Engagements der französischen Armeen im Ausland dar.“