EZB bleibt bei Nullzins: Genau richtig in der Krise?
Die Europäische Zentralbank bleibt bei ihrem Kurs: Sie lässt den Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent. Das umstrittene milliardenschwere Aufkaufprogramm für Anleihen von Eurostaaten und Firmen will die EZB beschleunigen.
Erhöhungen wären pures Gift
Die EZB hat keine andere Wahl, erklärt Aamulehti:
„Zinserhöhungen würden den Menschen die Lust nehmen, zu konsumieren, was wiederum Unternehmen und den Arbeitsmarkt schwächen würde. Darüber hinaus ist der Großteil der Staaten bis über beide Ohren verschuldet. Für den Abbau von Haushaltsdefiziten wäre eine Zinserhöhung pures Gift. Jetzt ist nur zu hoffen, dass die Corona-Impfungen rasch vorangehen und die Gesellschaft wieder geöffnet werden kann. Niedrige Zinsen fördern das Anlaufen der Wirtschaft.“
Dieser Preis ist es wert, gezahlt zu werden
Die Frankfurter Rundschau findet den Kurs ebenfalls richtig:
„[Es ist] enorm wichtig, dass die Notenbank sich nun abermals ins Zeug wirft, um 'günstige Finanzierungskonditionen sicherzustellen', wie EZB-Direktorin Christine Lagarde formuliert. Die Zinsen sollen in den kommenden Monaten auf ein extrem niedriges Niveau gedrückt werden. Was den Regierungen Handlungsspielraum für zusätzliche Hilfsprogramme gibt, die mit Staatsanleihen finanziert werden müssen. Der Preis dafür könnte eine vorübergehend etwas höhere Inflation sein. Das ist durchaus verkraftbar.“
Voreilige Überreaktion
Die EZB hält an ihrer gescheiterten Geldpolitik fest, kritisiert hingegen die Neue Zürcher Zeitung:
„Einmal mehr verfällt die EZB unter dem Druck der Finanzmärkte in völlig unnötigen Aktionismus, denn die Erhöhung der Inflation ist sogar nach den Berechnungen der Notenbank nur vorübergehend. ... Die EZB-Spitze sollte sich lieber an den bisher ja nur leicht gestiegenen Zinsen erfreuen. Sie sind auch ein Ausdruck dafür, dass an den Kapitalmärkten eine deutliche Erholung der Konjunktur im Sommer erwartet wird. ... So [wird die EZB] nie aus der ultraexpansiven Geldpolitik herauskommen. Damit wird der Albtraum für Sparer verlängert, doch die Finanzminister dürfen sich freuen: Die EZB bleibt ihre Schutzpatronin.“