Russisch-tschechischer Diplomatenkrieg
Nach der Aufdeckung einer russischen Geheimdienstoperation, die 2014 zur Explosion eines tschechischen Munitionslagers geführt hatte, haben sich Tschechien und Russland ein diplomatisches Kreuzfeuer geliefert. Beide Seiten wiesen Funktionäre des jeweils anderen Staates aus. Nun brach Tschechiens Staatschef Miloš Zeman sein Schweigen und äußerte Zweifel am Ergebnis der Ermittler. Was geht da vor?
Zeman erfüllt alle Erwartungen des Kremls
Mit seinen Zweifeln an den Ermittlungsergebnissen spielt Tschechiens Präsident Moskau in die Karten, empört sich Hospodářské noviny:
„Leider hatten diejenigen Recht, die von Zeman eine Relativierung des an Staatsterrorismus grenzenden russischen Angriffs erwarteten. ... Der Präsident hat die Arbeit des Geheimdienstes seines eigenen Landes in außerordentlicher Weise infrage gestellt. Das ist beispiellos. Zeman folgte genau dem Lehrbuch der hybriden Kriegsführung, wonach alles verwischt und hinterfragt werden muss, damit die Wahrheit im Unklaren bleibt. ... Wladimir Putin wird zufrieden sein. In Moskau knallen die Champagnerkorken.“
Wutgetriebenes Moskauer Eigentor
Als Konsequenz des Scharmützels wollen beide Staaten auch ihre Botschaften im jeweils anderen Land stark verkleinern. Das trifft vor allem russische Bürger, ärgert sich Echo Moskwy:
„Wie in jedem anderen EU-Land auch nutzen in Tschechien viel mehr Russen die Konsularabteilung als Tschechen, die ein Visum bekommen möchten. In Russland ist die Situation analog: Das tschechische Konsulat wird vorrangig von Russen genutzt, die Schengen-Visa wollen, und nicht von den in Moskau lebenden Tschechen. Der Kreml kann nicht wie der Westen Konten einfrieren, Sperren für den Erwerb von Staatsanleihen der USA oder von EU-Staaten erlassen oder den Technologieexport verbieten. Deshalb lässt er sich, wütend vor Machtlosigkeit, an Russlands Bürgern aus.“