Regionalwahlen in Madrid: Mit harten Bandagen
Am morgigen Dienstag wählen die Madrilenen ein neues Regionalparlament. Die aktuelle Ministerpräsidentin Isabel Díaz Ayuso von der konservativen PP hatte Neuwahlen angeordnet, nachdem sie die Koalition mit der liberalen Ciudadanos beendet hatte. Ayuso gilt als Favoritin und wäre bereit, mit der rechtsextremen Vox zu koalieren. Kommentatoren beschäftigt vor allem der Wahlkampf.
Übler Nachgeschmack
Der ruppige Wahlkampf, bei dem Vox mit fremdenfeindlichen Plakaten Stimmung machte und mehrere Politiker anonyme Morddrohungen erhielten, hat der Demokratie des Landes geschadet, bedauert La Vanguardia:
„Die Kampagne für den 4. Mai hinterlässt einen üblen Nachgeschmack. Es ist wahrscheinlich, dass morgen die PP-Kandidatin [Ayuso] gewinnt und mit oder ohne die Unterstützung von Vox regiert. Es ist möglich, aber weniger wahrscheinlich, dass eine linke Mehrheit zustande kommt. Aber um zu diesem Ergebnis zu kommen, mussten wir eine harsche und diskriminierende Wahlkampagne aushalten, die der demokratischen Kultur des Landes geschadet hat.“
Wahlkampf mit Stierkampf
Lockerungen im Kampf gegen Corona gehören leider auch zur Wahlkampagne, stöhnt La Stampa:
„Pünktlich um 18 Uhr füllte sich die Plaza de Toros in Madrid [zum traditionellen Kampf am 2. Mai] wieder. Das ist seit fast zwei Jahren nicht mehr passiert. Es sind 6.000 Zuschauer statt der üblichen 23.000, aber der Stierkämpfer Ponce ist sehr aufgeregt. Auf der Tribüne ist die Protagonistin jedoch eine andere: Isabel Díaz Ayuso, 'la presidenta', die im Streit mit dem Gesundheitsministerium die Rückkehr des Stierkampfes nach Madrid gefordert hatte. ... Morgen öffnen die Wahllokale, und Ayuso, der plötzliche Star der spanischen Rechten, liegt in den Umfragen vorn und setzt auf einen noch nie dagewesenen Nationalismus in der Hauptstadt, dem Epizentrum der 'Freiheit' (so lautet die Parole), gegen die von der regierenden Linken gewünschten Schließungen und Einschränkungen.“