Der Westbalkan konferiert, der EU ist's einerlei
Am Montag hat in Slowenien das zehnte Brdo-Brijuni-Treffen der Westbalkanstaaten stattgefunden. Die Initiative zu diesem Prozess hatten 2013 Slowenien und Kroatien ergriffen, um die europäische Integration der Region mittels regionaler Zusammenarbeit zu fördern. Die resignierte Feststellung slowenischer Medien: Die EU schert all dies wenig.
Die Begeisterung ist längst verflogen
Dnevnik kommentiert:
„Jean-Claude Juncker hat einmal offen gesagt, dass es unter seiner Leitung der Europäischen Kommission keine Erweiterung der EU geben wird. Ursula von der Leyen muss das nicht mal mehr sagen. Die Finanz- und die Migrationskrise, die Epidemie sowie der Brexit haben das Thema weit in den Hintergrund gerückt. Dabei haben insbesondere die Epidemie und die Migrationskrise die Haltung der EU gegenüber dem westlichen Balkan offengelegt. Sie versteht ihn nicht als (potenziellen) integralen Bestandteil ihrer selbst. Der Satz, dass die EU der Erweiterung überdrüssig ist, ist oft gehört, aber wahr. Weder in der Öffentlichkeit noch in der Politik gibt es eine vergleichbare Begeisterung für eine Erweiterung wie in den neunziger Jahren.“
Eine Quelle von Problemen direkt vor der Haustür
Das Desinteresse der EU ist fatal, warnt Delo:
„Die vom Krieg zerrissenen, ethnisch gespaltenen, politisch instabilen und wirtschaftlich schwachen Länder an der südöstlichen Schwelle der EU waren schon immer eine Quelle von Problemen, die leicht in das Gebiet der EU exportiert werden können. ... Jahr für Jahr wird die Region empfänglicher für die Einflüsse von Großmächten, die hier klare Interessen haben. Gleichzeitig ist der Balkan jeden Tag tauber für Brüssels leere Versprechen einer europäischen Perspektive.“