Was bedeutet die Wahl in Zypern?
Bei der Parlamentswahl in der Republik Zypern ist die konservative Partei Disy stärkste Kraft geworden. Die linke Akel behauptete ihren Platz als stärkste Oppositionspartei. Beide mussten jedoch Verluste im Vergleich zur Wahl 2016 einstecken. Zuwachs erhielt die rechtsextremistische Elam. Das Ergebnis beunruhigt Kommentatoren auf Zypern und im Ausland.
Enttäuschte Wähler suchen nach Alternativen
Die traditionellen Parteien auf Zypern haben keinen Grund zu feiern, bemerkt Alitheia:
„Die Tatsache, dass bei 500.000 Wahlberechtigten 15 Parteiformationen mit mehr als 650 Kandidaten antreten, ist ein Alarmsignal für das politische Leben Zyperns. ... Wenn wir den Punkt erreicht haben, an dem jeder das Bedürfnis verspürt, selbst oder mit einer kleinen oder großen Gruppe an den Wahlen teilzunehmen, bedeutet dies, dass die Parteien und die traditionellen politischen Kräfte bei den Bürgern kein Vertrauen erwecken. Sie haben die Bürger enttäuscht, sie haben sie verscheucht, aber die Wähler geben nicht auf. Sie kehren auf anderen Routen zurück.“
Weckruf für Brüssel
Diese Wahl sollte hellhörig machen, mahnt Corriere della Sera:
„Ein desillusioniertes Zypern, zermürbt von steigenden Migrantenzahlen und politischen Skandalen, ging am Sonntag zu den Urnen. Das Ergebnis ist ein Weckruf, der auch Brüssel laut und deutlich erreichen sollte. Denn in Nikosia verloren sowohl die Partei von Präsident Nikos Anastasiadis, die konservative Disy, als auch die sozialistische Opposition von Akel, obwohl sie die beiden wichtigsten Kräfte blieben. … Die rechtsextreme Nationale Volksfront (Elam), Zwilling der inzwischen verbotenen griechischen Goldenen Morgenröte, erreichte dagegen 6,78 Prozent und belegte den vierten Platz. Die Ultranationalisten spielten auch mit der Besorgnis der Bevölkerung über die steigende Zahl von Migranten. “
Föderale Lösung in weiter Ferne
Der Stimmenzuwachs für die neonazistische Partei Elam bedeutet nichts Gutes für die Friedensbemühungen auf der Insel, fürchtet die türkisch-zyprische Zeitung Kıbrıs Postası:
„Zunehmender Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit spielen eine große Rolle beim Stimmenzuwachs der Elam. ... Das Ergebnis ist eine Wahl, bei der die Befürworter einer föderalen Lösung und politischer Gleichberechtigung beider Gemeinschaften auf Zypern besiegt wurden. Es ist ein Wahlergebnis, das beweist, dass die radikale Rechte in Südzypern wie auch in unserem engen Kreis auf dem Vormarsch ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die angespannten Tage bezüglich Zypern und unserer Region anhalten und zunehmen werden.“