Fast 50 Grad in Kanada: Klimawandel konkret?
An der kanadischen Pazifikküste, bisher nicht für hohe Temperaturen bekannt, stieg das Thermometer vergangene Woche auf bis zu 49,6 Grad. Auch diese Woche werden bis zu 40 Grad erwartet. Mehrere hundert Menschen starben infolge der Hitze, über 100 Waldbrände toben, auch im Nordwesten der USA. Kommentatoren diskutieren, ob das Ereignis die Einstellung von Politik und Skeptikern zum Klimawandel verändern kann.
Schmerzliche Realität auch in mittleren Breiten
Die Hitzewelle in Nordamerika zeigt, dass der Klimawandel zur akuten Bedrohung geworden ist, erklärt der Tages-Anzeiger:
„Trockenheit und Hitze hat es immer gegeben, aber nicht in diesem Ausmass. Die historische Hitzeglocke, die in der vergangenen Woche über dem Nordwesten Nordamerikas lag, war gerade für ältere und geschwächte Menschen lebensgefährlich. … Rund 300 Menschen mehr als sonst starben ohne vorhergehende Erkrankung, bei einer Bevölkerung von nur fünf Millionen. … Ein Jahrhundertsommer wie der des Jahres 2003, als in Europa geschätzt 30'000 bis 70'000 Menschen aufgrund der Hitze starben, könnte laut einer Analyse des britischen [Wetterdienstes] Met Office schon in den 2040er-Jahren normal sein. Diese Zahlen zeigen, wie sehr der Klimawandel auch in mittleren Breiten bereits schmerzliche Realität ist.“
Klimaschutz ist Verteidigungspolitik
Ta Nea kommt bekannt vor, was Kanada gerade durchmacht:
„Das haben wir in unserem Land mit vereinzelten Waldbränden erlebt, wie in Methana, mit unerträglich hohen Temperaturen in urbanen Zentren, aber auch mit den Bildern von Großbränden auf Zypern. ... Das Katastrophenschutzbüro sollte nicht nur als weiteres Glied im Staatsmanagement betrachtet werden, sondern als grundlegender Ausgangspunkt für die Gestaltung der griechischen Verteidigung. Die Machthaber müssen den Klimawandel dabei als zusätzlichen Faktor berücksichtigen, der alle Fragen unser tägliches Leben betrifft. Regierungen werden nach ihrer Flexibilität beurteilt und danach, ob sie einen zeitgemäßen Plan haben. ... Die Auswirkungen des neuen Klimas sind kein bloßer Stoff für Schulaufsätze, sondern eine Normalität, die man eindämmen muss.“
Durchschnittswerte beeindrucken fast niemanden
Um die Folgen des Klimawandels begreifbar zu machen, sollte man künftig über solche Extremereignisse sprechen statt über Durchschnittstemperaturen, argumentiert Wirtschaftsjournalist Wolfgang Münchau in El País:
„Ein Durchschnitt hat keine Auswirkungen. Wenn wir wollen, dass die Leute die Folgen des Klimawandels verstehen, ist das Gerede vom durchschnittlichen Anstieg der Temperaturen um zwei Grad das Dümmste, was wir tun können. Fachleute nutzen Durchschnittswerte und andere statistische Größen, um komplexe Datenmengen verständlich zu machen. Aber wenn wir uns an die allgemeine Öffentlichkeit wenden, müssen wir uns auf die Extreme konzentrieren: hohe Höchsttemperaturen, Überschwemmungen, Stürme und Dürren.“
Leugner haben keine Argumente
Die Bedenken derjenigen, die am menschengemachten Klimawandel zweifeln, sollten kein Grund gegen starke Schutzmaßnahmen sein, ereifert sich La Stampa:
„Massenmedien heben oft hervor, die Wissenschaftler seien sich nicht über den Klimawandel einig, geschweige denn darüber, dass er vom Menschen abhängig ist. ... Warum sollten wir uns dann Sorgen machen? Oder gar unsere Gewohnheiten ändern? Aber es stimmt nicht, dass sich die Wissenschaftler nicht einig sind. Der Forscher James L. Powell [Autor des Buches '2084. Eine Zeitreise durch den Klimawandel'] zählte von 1991 bis 2012 zum Thema Klimawandel 13.974 Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Von diesen 13.974 stritten nur 24 die Tatsache ab, dass der Klimawandel real, anormal und von den Aktivitäten der Sapiens abhängig sei.“