Sollte der Impf-Booster verschoben werden?
Viele Länder im globalen Norden planen Drittimpfungen, Israel hat damit bereits begonnen. Doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert vorerst ein Moratorium für diese so genannten Booster, um die Impfquote in allen Ländern auf zehn Prozent zu heben. Diese liegt derzeit in den afrikanischen Staaten im Durchschnitt bei zwei Prozent. Für Kommentatoren geht das Moratorium aber am Ziel vorbei.
Virus unterscheidet nicht zwischen Arm und Reich
Die WHO macht es sich zu einfach, findet die Neue Zürcher Zeitung:
„Die Welt ist zutiefst ungerecht, und Corona zeigt diese Tatsache wie unter einem Vergrösserungsglas. Doch auch Regierungen reicher Länder handeln nicht einfach unmoralisch, wenn sie in erster Linie an ihre eigenen Bevölkerungen denken. ... Ein simples Moratorium für Auffrischungsimpfungen ist daher weltfremd, erst recht verbunden mit der Annahme, dass sich bis in zwei Monaten etwas Grundsätzliches am globalen Impfgefälle geändert haben könnte. ... Personen mit geschwächtem Immunsystem haben einen besonders legitimen Anspruch auf einen 'Booster-Shot'.“
Patentschutz aussetzen, Produktion massiv steigern
Die von der Pharmaindustrie für 2021 versprochenen 11 Milliarden Impfdosen genügen nicht, mahnt Le Temps:
„Das reicht nicht, um den steigenden Bedarf zu befriedigen und um insbesondere den neuen Mutanten die Stirn zu bieten. Eine drastische Steigerung der Produktion und das Erreichen der Herdenimmunität sind das oberste Ziel. Deshalb ist eine Aussetzung des Patentschutzes erforderlich, um sämtliche Produktionskapazitäten zu mobilisieren, in Bangladesch, Indonesien, Marokko, Brasilien, Argentinien und andernorts. Die einzige Möglichkeit, heute und in Zukunft Zugang zu den Impfstoffen zu gewährleisten, ist, Partnerschaften für deren Herstellung zu gründen. Afrika und die anderen ärmeren Regionen der Erde bitten nicht um Fisch - sondern darum, dass man ihnen erlaubt, zu angeln.“