Spanien schickt Minderjährige nach Marokko zurück
Madrid und Rabat haben am Freitag ein Abkommen unterzeichnet über die gestaffelte Rückführung der 700 marokkanischen Minderjährigen, die seit Mai in der spanischen Exklave Ceuta festgehalten werden. Damals hatten rund 10.000 Menschen die Grenze überquert, die Erwachsenen waren umgehend abgeschoben worden. Wie Spaniens Regierung jetzt mit den Minderjährigen verfahren will, empört die Presse des Landes.
Einzelfälle prüfen
Trotz der angespannten Lage in der kleinen Exklave Ceuta muss man sich an die Gesetze halten, stellt El País klar:
„Zwar ist es verständlich, dass er [Innenminister Fernando Grande-Marlaska] versuchte, das Tauwetter in den Beziehungen zu Marokko auszunutzen, um ein Rückführungsprogramm vorzuschlagen. Einige dieser Minderjährigen haben aber nach Angaben einiger NGOs eine Vorgeschichte mit Arbeitsausbeutung oder Zwangsehe, die zumindest untersucht werden muss. Jede wahllose Rückführung verstößt gegen spanisches und internationales Recht. ... Von dieser Regierung hätte man ein anderes Verhalten und einen anderen Umgang mit diesen Minderjährigen erwartet.“
Eine große Chance wurde vertan
Der Pakt zwischen Madrid und Rabat hat vor allem negative Folgen, schlussfolgert La Vanguardia:
„Für die wenigen Minderjährigen, die bereits in ihr Land zurückgeführt wurden, für die spanische Regierung, die von der Staatsanwaltschaft, dem Ombudsmann, dem Dachverband der Anwaltskammern und mehreren Nichtregierungsorganisationen beschuldigt wurde, nicht im Einklang mit dem Gesetz zu handeln. Und für die Koalition, die unser Land regiert. ... Studien belegen immer wieder, dass Europa in den kommenden Jahrzehnten Millionen und Abermillionen von Zuwanderern zur Erfüllung bestimmter Aufgaben benötigen wird. ... Krisen wie diese sollte man als Chance begreifen, um parteiübergreifende Vereinbarungen und einen Konsens zu erzielen.“