Spanien und Marokko überwinden Krise: Wie lange?
Madrid und Rabat haben ihre diplomatische Krise offiziell beigelegt. Zuvor hatten beide Seiten die Rückführung der Immigranten vereinbart, die Marokko über die Grenze nach Ceuta hatte flüchten lassen. Spaniens Außenministerin Arancha González Laya trat zurück und übernahm damit die Verantwortung für den Auslöser der Krise: die Behandlung eines Anführers der Befreiungsbewegung in der von Marokko besetzten Westsahara in einem spanischen Krankenhaus.
Rabat darf nicht übermächtig werden
Die spanische Regierung darf sich von Marokko nicht erpressen lassen, warnt El Mundo:
„Auf den Fehltritt mit dem Polisario-Führer reagierte Marokko in inakzeptabler Weise, indem es Tausende von verzweifelten Menschen in die Gewässer vor Ceuta trieb. ... Um den Alawiten-König zu besänftigen, wurde ihm der Kopf von [Arancha González] Laya geopfert, der unbeholfenen Außenministerin, und Rabat wurde mit Millionenbeträgen zur Bewältigung der Einwanderung sowie mit dem Kauf von Sicherheitsausrüstungen bedacht. ... Natürlich muss es Harmonie geben. ... Aber sie muss auf echtem Vertrauen beruhen und nicht auf der Grundlage der ständigen Erpressung, der wir durch ein autoritäres Regime ausgesetzt sind, das jetzt noch dominanter ist.“
Aufeinander angewiesen
Dass Spanien so sehr auf Marokko angewiesen ist, liegt auch an der EU, erinnert El País:
„Die geografische Lage Spaniens und die europäische Einwanderungspolitik - oder vielmehr deren Fehlen - machen Marokko zu einem unverzichtbaren Verbündeten bei der Grenzkontrolle. An der Zusammenarbeit mit dem alles andere als demokratischen Regime führt also kein Weg vorbei. ... Wichtig ist, dass der Dialog nie abbricht. Die Regierung hat einen großen Stolperstein überwunden. Von ihr wird es nun abhängen, ob es gelingt, die Beziehungen am Laufen zu halten, ohne dabei Grundsätze in Fragen wie [den beiden spanischen Exklaven] Ceuta und Melilla, der [von Marokko besetzten West-]Sahara und der Einwanderung aufzugeben.“