Frankreich: Abzug aus Mali beschlossen
Frankreich, einige europäische Partner und Kanada wollen ihre Truppen aus Mali abziehen. Neun Jahre lang waren Soldaten dort stationiert. Sie unterstützten die lokalen Sicherheitskräfte beim Kampf gegen terroristische Gruppen. Zuletzt gab es jedoch Ärger um den Einsatz, weil sich die Beziehungen zur regierenden Militärjunta verschlechterten. Europas Presse befürwortet den Abzug, warnt aber vor Komplikationen.
Einsatzkräfte können nur Feuerwehr sein
Warum Frankreich sich früher aus Mali hätte zurückziehen müssen, erklärt der ehemalige Offizier und Historiker Michel Goya in Le Figaro:
„Wir konnten nicht anders, als auf die Hilferufe gefährdeter Staaten zu reagieren, aber gleichzeitig wussten wir, dass einer solchen Intervention schnell das Etikett von Neokolonialismus anhaftet. Unter diesen Umständen kann eine ausländische Militärintervention eigentlich nur wie ein Feuerwehreinsatz ablaufen. Wenn die Feuerwehr den Brand löscht, sind alle zufrieden und die Löschkräfte können erhobenen Hauptes abziehen. Wenn diese den Brand jedoch nicht löschen und im Haus bleiben, erscheinen sie manchen schnell unentbehrlich, für andere gelten sie als inkompetent oder gar verdächtig. Und sogar als Eindringlinge, wenn sie anfangen, Ratschläge zu erteilen.“
Macrons Doppelmoral ist mitverantwortlich
Der französischen Staatsführung fehlt jegliche Selbstkritik, wundert sich der Frankreich-Korrespondent der taz, Rudolf Balmer:
„Konsternierend ist ..., wie von französischer Seite die Vorwürfe einer neokolonialistischen Arroganz ignoriert oder mit überheblichen verbalen Gegenattacken beantwortet wurden. Paris verurteilte den Putsch in Mali, hatte aber nichts auszusetzen, als im benachbarten Tschad nach dem Tod von Präsident Idriss Déby dessen Sohn Mahamat ohne Wahlen die Macht übernahm. Diese Doppelmoral hat nicht nur in Mali schockiert. Macrons Regierung ist darum zumindest mitverantwortlich dafür, dass sich die Beziehungen mit der Junta in Bamako rasch so sehr verschlechtert haben, dass der französische Botschafter ausgewiesen wurde.“
Russland könnte Machtvakuum nutzen
Die Neue Zürcher Zeitung begrüßt den Rückzug, befürchtet aber geopolitische Folgen:
„Die kremlnahen Wagner-Söldner sind bereits im Land und werden ohne Zweifel versuchen, das nun entstehende sicherheitspolitische Vakuum im Sahelstaat zu füllen. Für Europa wäre eine Ausweitung des russischen Einflusses in Mali nicht zuletzt aus migrationspolitischer Sicht schmerzhaft: Das Land liegt an der wichtigsten Migrationsroute Westafrikas. Wer Bamako als Partner verliert, verliert auch die Kontrolle über die Migrationsströme in der Region.“
Fehler künftig vermeiden
Auch Schweden hat den Einsatz in Mali unterstützt und zieht seine Truppen jetzt ab. Sydsvenskan findet das richtig und fordert eine eingehende Analyse:
„Eine Untersuchung kann helfen, Fehler in Zukunft zu vermeiden. ... Auslandseinsätze haben einen Eigenwert. Es gibt echte sicherheitspolitische Probleme zu lösen. Letztlich geht es um Menschen. Diejenigen, die Gegenstand der Bemühungen sind, und diejenigen, die sie ausführen. ... Deshalb ist es auch wichtig, diesen nicht so erfolgreichen Versuch zu beenden. Wenn schwedische Soldaten ihren Auftrag nicht mehr erfüllen können, besteht die Gefahr, die Unterstützung der Bevölkerung, auf die sich Auslandseinsätze stützen müssen, zu verlieren.“