MiG-29-Kampfjets: USA weisen Polens Angebot zurück
Polen will 28 Kampfjets aus sowjetischer Produktion, mit denen sich die ukrainische Luftwaffe auskennt, für die Verteidigung gegen russische Angreifer in der Ukraine zur Verfügung stellen. Die MiG-29-Jets sollten an einen Luftwaffenstützpunkt der USA geliefert und umlackiert an die Ukraine übergeben werden. Washington lehnt das ab, um die Nato nicht mit in den Krieg zu ziehen. Friedenssicherung oder verpasste Chance?
Konflikt zumindest geografisch begrenzen
Polnische MiG-29-Kampfjets würden den Krieg in der Ukraine zu einem Flächenbrand ausweiten, meint der Tages-Anzeiger:
„[D]ie Gefahr ist gross, dass Moskau es als Eingriff des Westens in den Krieg interpretieren würde, wenn die MiGs von Nato-Gebiet auf ukrainisches Territorium gebracht werden. … Der Krieg in der Ukraine bringt furchtbares Leid über die Menschen dort. Aber er ist, was das Militärische angeht, bisher eine geografisch begrenzte Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine. Solange das so bleibt, ist der Konflikt militärisch und politisch halbwegs beherrschbar. … Umlackierte polnische Jets wären genau das, was Putin sich wünscht.“
Putin würde keinen Weltkrieg riskieren
Man hätte die Flieger liefern sollen, findet The Independent:
„Es ist deprimierend, dass eine solch einmalige Chance verpasst wird. War der Grund vielleicht, dass das die Russen verärgern und einen dritten Weltkrieg auslösen könnte? Diese Sorge ist jedenfalls unbegründet, weil die Russen wissen, dass sie einen solchen verlieren würden - weshalb es auch keinen dritten Weltkrieg geben wird. Es war die offenbar in Vergessenheit geratene Doktrin der kollektiven Sicherheit und der nuklearen Abschreckung, die den Westen seit Ende des Zweiten Weltkriegs geschützt hat. US-Präsident Joe Biden, ein überzeugter Verfechter der Atlantischen Allianz, scheint seine alten Instinkte aus dem Kalten Krieg verloren zu haben.“
Der Realität ins Auge schauen
Dass der Westen vor allem seine Tabus in den Vordergrund stellt, beklagt Hospodářské noviny:
„Solange der Westen beschwört, er wolle um keinen Preis eine direkte Konfrontation mit Russland, ermuntert er Putins Regime nur zur Eroberung weiterer Territorien. ... Selenskyjs Aufruf zum Mut des Westens, einen direkten Zusammenstoß mit Russland nicht aufzuschieben, klingt nur für diejenigen töricht, die die De-facto-Realität nicht hören wollen. Er sagt, dass Russland aufgrund des Konflikts mit dem Westen schon entschieden hat, dass wir uns bereits in einer direkten Konfrontation befinden. Nur durch einen beruhigenden De-jure-Schirm sehen wir diesen De-facto-Zustand nicht. Und der wird uns bald einholen.“
Bitte nicht auf Kosten der Geschlossenheit
Das war taktisch sehr ungeschickt, ärgert sich der Deutschlandfunk:
„Was niemand jetzt braucht, ... sind Alleingänge ohne Absprache, ... die Partner in der Pro-Ukraine-Koalition bloßstellen. Polens Regierung wusste nicht, wie sie von ihrem Versprechen an die Ukraine herunterkommen soll, jetzt hat Warschau es auf Kosten des engen Verbündeten USA getan. Klar, die Polen wollen keinen Krieg mit Russland anfangen und deshalb die MiG der Ukraine nicht direkt überlassen. Aber die Verantwortung mal eben auf die Amerikaner abzuschieben, ohne die Details mit ihnen abgesprochen zu haben, ist unverschämt.“
Die USA haben einen Rückzieher gemacht
Die polnische Regierung hat hier alles richtig gemacht, findet wPolityce:
„Warschau hat richtig gehandelt, die Interessen Polens gut definiert und gleichzeitig - in anderen Bereichen - nicht an Hilfe für die Ukraine gespart, auch nicht in Bezug auf Rüstung, Munition und andere Unterstützung. Die Amerikaner haben ihre Schritte - und deren Folgen - nicht sorgfältig genug durchdacht. Zunächst drängten sie auf die Übergabe der Flugzeuge, und als unsere Regierung sie beim Wort nahm, machten sie schnell einen Rückzieher.“
Diskretion wäre das Zauberwort gewesen
Öffentliche Debatten hält Portal Onet.pl hier für schädlich:
„Was ist schiefgelaufen? Geheimdienst- und Militäroffiziere sagen, dass solche Angelegenheiten drei Dinge erfordern: erstens Verschwiegenheit, zweitens Verschwiegenheit und drittens Verschwiegenheit. Doch die Erklärungen, Dementis und Ankündigungen zu den MiGs nehmen kein Ende. ... Sowohl auf amerikanischer als auch auf polnischer Seite gibt es Beamte und Politiker, die sich für eine Aufrüstung der Ukraine einsetzen, die gegen Russland kämpft. Ihre Bemühungen scheinen jedoch durch interne politische Spiele in beiden Ländern vereitelt zu werden. Das Traurigste ist, dass nach dem Austausch völlig unnötiger Stellungnahmen die polnischen MiG-29-Kampfjets möglicherweise nie die Ukraine erreichen.“