Putin dreht am Gashahn
Während große Teile Europas unter einer Hitzewelle ächzen, reduziert Russland seine Gaslieferungen und sorgt damit für düstere Aussichten auf einen kalten Winter. Betroffen sind aktuell vor allem Deutschland und Italien, die jetzt ihre Gasspeicher auffüllen müssten. Die Verknappung sorgte prompt für eine Steigerung des Gaspreises um 30 Prozent. Die Presse in Ost- und Mitteleuropa sorgt sich um die Verbraucher.
Flaschenhals für zwei Jahre
Der Kreml nutzt die Abhängigkeit der Europäer vom Gas voll aus - noch, meint Lidové noviny:
„Moskaus erstes Szenario war, Gas im Herbst oder Winter abzuschalten, damit die europäischen Verbraucher es in ihren Wohnungen und am Arbeitsplatz spüren. Jetzt ein zweiter Weg: Durch die Kürzung wird es unmöglich, die europäischen Speicher vor dem Winter zu füllen. ... Tröstend ist, dass Russland nur in dieser und der nächsten Saison Gas als Waffe einsetzen kann. Dann endet seine Zeit als zuverlässiger Lieferant und Geschäftspartner für Jahrzehnte. Das Problem ist, dass Europa in diesem und im nächsten Jahr neben dem Winter in den Wohnungen auch mit einem dramatischen Rückgang der Industrieproduktion konfrontiert ist, die ohne russische Energie einfach nicht auskommt.“
Nicht mal ein Rubelkonto hilft
Der Mythos vom verlässlichen Energielieferanten Russland ist ein für alle Mal zerstört, konstatiert Dnevnik:
„Jedes Mal, wenn sich der Gasmarkt etwas beruhigt, greift Gazprom ein und beginnt, Spannungen zu erzeugen, indem es die Preise in die Höhe treibt und Lieferengpässe erzeugt. Das ist im Moment nicht fatal, aber stellen Sie sich vor, was los wäre, wenn das im Winter während der Heizsaison passiert. Übrigens wurde auch der Mythos zerstört, dass wer ein Konto in Rubel eröffnet, keine Probleme mit der Gasversorgung haben wird. Es wurde gesagt, dass diejenigen, die kein russisches Gas beziehen, Probleme bekommen würden. Aber die Situation stellt sich als genau das Gegenteil heraus. Wer am russischen Gashahn hängt, leidet am meisten.“
Es wird ein harter Winter
Die Menschen in Lettland werden mit der Situation wieder alleingelassen, klagt Diena:
„Genau das ist mit der Unterstützung von Unternehmern während der Covid-19-Pandemie passiert. Jetzt, wo die Mehrheit der Öffentlichkeit mit Geschichten über die bevorstehenden Heiz-, Strom-, Gas- und Lebensmittelpreise buchstäblich zur Verzweiflung getrieben wird, werden keine Lösungen angeboten. ... Stattdessen kursieren Ideen von bestimmten 'Zielgruppen', die Unterstützung bekommen sollen, aber der Rest muss sich selbst retten und für den Winter sparen, Tausende in Sonnenbatterien, Gebäudedämmung oder in den Kauf von Elektroautos investieren. Macht nichts, dass ein Drittel der Bevölkerung keine Ersparnisse hat. ... Und die Hälfte weniger als 743 Euro im Monat verdient.“
Wie soll Knapsen ohne Polster gehen?
Sparen wäre eine logische Antwort auf die Krise, jedoch haben in Rumänien die meisten keine Chance dazu, warnt Maszol:
„Die dauernde zweistellige Inflation macht die Nutzung der Reserven und gleichzeitig eine vernünftige Budgetoptimierung [für die Haushalte] höchst aktuell ... Laut einer unlängst veröffentlichten Umfrage ist das in Rumänien aber kaum möglich: 66,5 Prozent unserer Mitbürger haben keinerlei Ersparnisse. ... Unter diesen Umständen wäre es unpassend, auf die klassischen Rezepte der privaten Wirtschaft zu verweisen, in denen die Berater vorschlagen, dass man 10 bis 20 Prozent seines Einkommens sparen sollte. “