Geht jetzt Energiesicherheit vor Umweltschutz?
Über die Ostseepipeline Nord Stream 1 kommt seit vergangener Woche deutlich weniger Gas in Westeuropa an. Offiziell wegen technischer Probleme, beteuert der Kreml. Um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren, setzen mehrere Länder vermehrt auf klimaschädliche Alternativen wie die Verbrennung von Kohle. Europas Presse verfolgt das mit kritischem Auge.
Nur Atomenergie ist für Berlin noch schlimmer
Weil aus Russland weniger Gas kommt, wollen selbst Deutschlands Grüne verstärkt wieder Strom aus schon abgeschriebener Kohle erzeugen, konstatiert Lidové noviny:
„Sicherheit geht vor Ökologie, jedoch auch vor Logik. Wenn Deutschland seine Atomkraftwerke nicht abschalten würde, müsste es nicht so viel Kohle verbrennen, die die Umwelt belastet. Aber es gibt ein Problem: Bei grünen Aktivisten ist die Angst vor einem nuklearen Unfall größer als die vor der globalen Erwärmung. ... Freilich: Damit es sich lohnt, müssten die Atomanlagen nicht nur kurzfristig, sondern noch einige Jahre betrieben werden. Diese Kröte wollen die Grünen nicht schlucken, weil sich das bei den nächsten Wahlen rächen könnte. Allerdings würde es der Natur und Deutschlands Energieunabhängigkeit von Russland helfen.“
Moskau zwingt Europa zurück zur Kohle
Die Niederlande kurbeln die Produktion der Kohlekraftwerke an, nachdem Moskau die Gaslieferung gestoppt hat. Der Schritt ist unvermeidlich, meint De Telegraaf:
„Dies ist die Folge der aggressiven Politik des Kremls, der in der Ukraine Tod und Verderben sät und immer mehr europäische Länder wirtschaftlich unter Druck setzt mit dem Zudrehen des Gashahns. ... Klima-Minister [Rob] Jetten - als Abgeordneter der [linksliberalen] D66 noch starker Befürworter des Kohleausstiegs - erkennt jetzt, dass die Koalitionskollegen VVD und CDA recht hatten mit ihrem jüngsten Plädoyer für Wiederankurbelung der Kohlekraftwerke. Mit dem so eingesparten Gas können die Vorräte aufgefüllt werden.“