Heikler Orbán-Besuch in Wien
Ungarns Premier Viktor Orbán hat am Donnerstag Österreich besucht. Dass Bundeskanzler Karl Nehammer den langfristig geplanten Empfang nach Orbáns Skandal-Rede in Rumänien nicht kurzfristig abgesagt hatte, sorgt für Diskussion.
Ein Riesenfehler
Diesen Makel wird der Kanzler nie wieder los, kritisiert Népszava:
„Nehammer musste doch wissen, wen er einlädt: einen Politiker, der die demokratischen Grundwerte wiederholt verletzt hat, der sich unzählige Male der EU widersetzte und bezüglich des Krieges offen den russischen Standpunkt vertritt. ... Dass Nehammer Orbán aufgrund eines realen Problems eingeladen hatte - nämlich, dass die Zahl illegaler Grenzübertritte von Ungarn nach Österreich zugenommen hat - entschuldigt Nehammers Verhalten nicht: Der Kanzler hat einen Riesenfehler gemacht. Er kann von sich nie abwaschen, dass er einen Politiker in seine Heimat einlud, der ein Tabu verletzt hat.“
Man muss auch umstrittene Gäste empfangen dürfen
Die Kleine Zeitung reibt sich eher am Protokoll:
„Nehammer muss man zugutehalten, dass er in der Pressekonferenz die Differenzen keineswegs aus falsch verstandener Gastfreundschaft umschifft hat, sondern bisweilen deutlich (Putin und Sanktionen) Position bezogen hat. ... Orbán mit militärischen Ehren zu hofieren, ist aus der Sicht eines [ehemaligen] Innenministers, vielleicht auch eines ÖVP-Chefs, der die rechte Flanke abdichten will, sinnvoll. Der Kanzler darf (und muss) sehr wohl auch einen umstrittenen Gast empfangen dürfen, den Besuch hätte man allerdings auch tiefer hängen können.“