Baerbock zu Besuch in Griechenland und der Türkei
Bei ihrer Türkei-Reise ist die deutsche Außenministerin Baerbock deutlich von den diplomatischen Gepflogenheiten der Vorgängerregierung abgewichen: In Istanbul lieferte sie sich einen Schlagabtausch mit ihrem türkischen Amtskollegen Çavuşoğlu um das Vorgehen in Nordsyrien, Menschenrechte und den Inselstreit mit Griechenland. Der vorherige Besuch in Athen verlief weniger brisant. Die Presse ist zwiegespalten.
Das könnte gutgehen
Die Frankfurter Rundschau ist zufrieden mit dem Auftreten von Baerbock:
„Erfrischender als die üblichen diplomatischen Verrenkungen ist eine klare Sprache allemal – und in Staaten, in denen die Opposition unterdrückt wird, hilft es, wenn autokratisch geprägte Regierungsvertreter und auch die Öffentlichkeit von den Staatsgästen ein paar deutliche Worte zu hören bekommen. Zum Problem wird es, wenn Direktheit vor allem als Markenzeichen gepflegt wird und wenn dabei das Gefühl für Feinheiten und für die Momente verloren geht, in denen Zurückhaltung mehr bringt als das Drauflosstürmen. Baerbock findet die Balance bislang. Das kann gutgehen, solange sie an der Sache orientiert bleibt.“
Auch in Athen wäre Klartext nötig gewesen
Baerbock war zu selektiv mit ihrer Kritik, kritisiert die taz:
„Da, wo sie wirklich etwas hätte ausrichten können, bei der Frage der illegalen Pushbacks von Flüchtlingen durch die griechische Küstenwache und Frontex, war es dann ganz aus mit dem Klartext. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen und den griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis mit den systematischen und politisch gewollten Pushbacks zu konfrontieren, dimmte sie den Skandal zu 'Einzelfällen' herunter, denen man nachgehen müsse. Alles andere hätte auch vermutlich echten Ärger mit Brüssel und in der heimischen Koalition gegeben.“