Finnlands Bildungsniveau sinkt - was tun?
Einst Pisa-Spitzenreiter, doch nun verschlechtern sich die Werte: Ein vom finnischen Bildungsministerium vorgelegter Bericht zeichnet ein düsteres Bild des Bildungsstands im Land. In den letzten zwei Jahrzehnten seien die Lese- und Mathematikfähigkeiten um das Niveau von ein bis zwei Schuljahren zurückgegangen. Am besten gebildet ist demnach der Geburtsjahrgang 1978. Finnlands Medien sind in Sorge.
Die Wirtschaft braucht gebildete Leute
Ein hohes Bildungsniveau ist Voraussetzung für eine Umstrukturierung der Wirtschaft, betont Savon Sanomat:
„Der Rückgang der Lernergebnisse könnte nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften, insbesondere für höher qualifizierte Berufe, steigt. Schon jetzt ist für mehr als jede zweite freie Stelle ein Hochschulabschluss erforderlich. … Der Mangel an geeigneten Arbeitskräften behindert die gewünschte Umstrukturierung der Wirtschaft. Der Bildungsbericht konzentriert sich auf den Anteil der Hochschulabsolventen an der Bevölkerung. Um in der Praxis wirksam zu sein, muss aber sichergestellt werden, dass die Erhöhung der Zahl der Absolventen bei bestimmten Abschlüssen nicht zu einer Absenkung des Bildungsniveaus führt.“
Talente nicht verschwenden
Die nach den Parlamentswahlen am 2. April antretende neue Regierung muss sich der Probleme im Bildungswesen gründlich annehmen, fordert Aamulehti:
„Hier ist dieselbe Art von Einigkeit erforderlich wie sie beispielsweise beim Nato-Beschluss der Fall war. Die Ursachen für die Probleme in den Schulen müssen sorgfältig analysiert und Maßnahmen ergriffen werden, um Finnland bei den Lernergebnissen wieder in die Spitzengruppe zu bringen. Finnland hat sich über Jahrzehnte hinweg vor allem auf der Grundlage des Humankapitals behauptet, und dieser Wettbewerbsfaktor wird in Zukunft noch wichtiger werden. Jeder wird gebraucht. Ein kleines Land kann es sich nicht leisten, seine Talente zu verschwenden.“
Zuwanderung ist ein Faktor
Die Zuwanderung drückt die Erfolgsbilanz vieler Schulen, glaubt Iltalehti unter Verweis auf eine andere Studie:
„In einigen Schulen erreichten die Schüler, deren Muttersprache nicht Finnisch ist (S2-Schüler), zu Beginn der dritten Klasse nicht einmal das Niveau, auf dem ihre Klassenkameraden eingeschult worden waren. Die Untersuchung ergab auch, dass die Fortschritte der gesamten Schule unterdurchschnittlich sind, wenn eine Schule mehr als 5,3 Prozent S2-Schüler hat. In der Hauptstadtregion gibt es viele solcher Schulen. … Bildungsministerin Li Andersson sagt, der Rückgang der Lernergebnisse sei auf eine langjährige Kürzungspolitik zurückzuführen. Sicherlich auch, aber es wäre auch ehrlich zu sagen, dass die Einwanderung und die damit verbundenen Fragen, wie die der Integration, ebenfalls eine Ursache des Problems sind.“