Deutschland: Cannabis-Konsum soll legal werden

Berlin will den Gebrauch von Cannabis unter Bedingungen freigeben: Nach den Reformplänen der Regierung sollen Erwachsene im Monat bis zu 50 Gramm Cannabis in speziellen Clubs für den Eigenbedarf kaufen und bis zu drei blühende Pflanzen im Selbstanbau züchten dürfen. Gefährlich oder sinnvoll?

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tagesschau.de (DE) /

Das Ende der Vogel-Strauß-Politik

Dass Cannabis noch in diesem Jahr freigegeben werden soll, ist für tagesschau.de eine gute Nachricht:

„Die bisherige Politik hat Millionen von Menschen kriminalisiert und ihre Gesundheit durch verunreinigte Ware gefährdet. Die alte Politik hat den Schwarzmarkt gestärkt und einen effektiven Kinder- und Jugendschutz nicht wirklich mitgedacht. Zudem war sie erfolglos: Die Zahl der Konsumenten steigt seit Jahren, Cannabis konnte nicht ansatzweise aus Deutschland verdrängt werden. Die neuen Pläne sind eine gute Sache, weil sie die Vogel-Strauß-Politik beenden könnten.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Kiffen bleibt gefährlich

Nicht einverstanden mit dem Legalisierungsvorhaben ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„Es ist eine Verdrehung der Tatsachen, dass Cannabis häufig nur deshalb die Gesundheit gefährde und die Entwicklung von Jugendlichen beeinträchtige, weil das Rauschgift auf dem Schwarzmarkt und dort verunreinigt angeboten werde. Als ob legal erworbenes oder selbst gezogenes Rauschgift nicht dieselben fatalen Auswirkungen auf ein noch nicht voll ausgereiftes Gehirn, auf Embryonen oder die Fähigkeit zum Führen von Fahrzeugen oder Maschinen haben könnte. Ob vom Dealer oder künftig vom Fensterbrett, aus dem Club oder aus dem Fachgeschäft: Cannabis ist eine psychoaktive Substanz, deren Schädigungspotential bis weit in die Adoleszenz hinein hoch ist und deren Suchtpotential noch lange darüber hinaus.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Gut für die Idee der Selbstbestimmung

Die Süddeutsche Zeitung sieht ein Zeichen von Vertrauen:

„In der Corona-Pandemie hat sich das Verhältnis zwischen dem Staat und seinen Bürgern fundamental verändert. Das mag in einigen Phasen der Pandemie richtig gewesen sein, allerdings darf die Wir-wissen-was-gut-für-dich-ist-Haltung keine permanente bleiben. Die deutsche Gesellschaft basiert auch auf der Idee der Selbstbestimmung. Die Cannabis-Legalisierung mag da nicht der wichtigste Punkt sein, aber sie eignet sich als Symbol dafür, dass sich der Staat dort zurücknimmt, wo jede und jeder für sich selbst entscheiden kann.“