Niederlande: König entschuldigt sich für Sklaverei
Der niederländische König Willem-Alexander hat sich 150 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei in den niederländischen Kolonien für das begangene Unrecht entschuldigt. Mitglieder der Regierung taten dies zudem in Suriname und sechs karibischen Inseln. Die königliche Geste schließt sich an die Entschuldigung von Premier Mark Rutte im Dezember 2022 an.
Der Monarch weist den Weg
De Volkskrant lobt die große Geste:
„Noch immer lebt in diesem Land zu sehr das unangebrachte Gefühl der Überlegenheit, das den Blick versperrt auf die Schattenseiten der Vergangenheit und Gegenwart: die systematische Diskriminierung und Benachteiligung großer Teile der Bevölkerung. Dass der König sich nun erhebt, um damit Schluss zu machen, und sich selbst auch nicht schont, ist ein wichtiges Signal und zeigt, dass die Monarchie auch in diesen Zeiten eine wichtige Rolle spielen kann. Als Verbinder und als Vorbild in der Suche nach einer neuen nationalen Identität, die allen Einwohnern der Niederlande gerecht wird.“
Einen Schritt weiter als Belgien
Der niederländische König ist weiter gegangen als der belgische, der statt einer Entschuldigung nur sein "Bedauern" über das Unrecht in der damaligen Kolonie Kongo ausgedrückt hatte, analysiert De Standaard:
„Mit diesen Worten erkannte König Filip an, dass es eine Beziehung gibt zwischen der historischen Unterdrückung von den Kongolesen damals und dem heutigen Rassismus gegen Afro-Belgier. Die Bezeichnung 'tiefstes Bedauern' ersetzt nach Ansicht des Hofes den Ausdruck einer 'Entschuldigung', weil die erste Umschreibung 'mehr auf ein persönliches Gefühl bei König Filip deutet'. Nicht unwichtig ist, dass die rechtliche Tragweite von Äußerungen des Bedauerns auch geringer ist als bei offiziellen Entschuldigungen, die die Tore für Wiedergutmachungszahlungen öffnen können.“
Forderung nach Entschädigungen ignorieren
Damit sollte das Thema dann auch abgeschlossen sein, stellt De Telegraaf klar:
„Hoffentlich hilft diese 'Sorry-Tournee' dabei, einen Schlussstrich zu ziehen unter diese schmerzhafte Vergangenheit. ... Manche Aktivisten fordern Dutzende Milliarden Wiedergutmachungszahlungen. Dieser übermäßige Betrag würde dann heutigen und kommenden Generationen aufgebürdet. Und es sind doch Steuerzahler, die kein bisschen Schuld haben an der Sklavereigeschichte, die diese Entschädigungen dann aufbringen müssten. Die Regierung täte gut daran, solche überzogenen Forderungen zu ignorieren und das Kapitel abzuschließen.“