Britischer NHS wird 75: Ein Grund zu feiern?
Seit Langem gilt Großbritanniens steuerfinanzierter, gebührenfreier Gesundheitsdienst NHS als reformbedürftig und unterfinanziert. Schon vor der Corona-Pandemie gab es lange Wartelisten für Operationen und unterbesetzte Notaufnahmen, seitdem hat sich die Situation nicht verbessert. Kommentatoren sind daher zum Jubiläum nicht in Feierlaune.
Längst selbst ein Patient
Der Zustand des Jubilars sollte zu denken geben, meint Financial Times:
„Wie viele seiner Patienten in diesem Alter ist auch der NHS geschwächt und leidet an zahlreichen Gebrechen. Ein Dienst, der gegründet wurde, als Männer im Schnitt mit 66 und Frauen mit 71 Jahren starben, droht mit seinem vom Steuerzahler finanzierten kostenlosen Modell unter den Anforderungen durch eine viel ältere Bevölkerung zu kollabieren – und durch neue, teure Behandlungen, die uns die Wissenschaft ermöglicht hat. Die Regierung kündigte vergangene Woche einen Ausbau bei Ausbildung und Personal an. Damit der NHS aber vollständig gesunden kann, bedarf es einer kostspieligen und langfristigen Behandlung. Es braucht eine landesweite Debatte darüber, was die Öffentlichkeit vom NHS erwartet und wie das bezahlt werden soll.“
Systematische Unterfinanzierung
Das Gesundheitssystem liegt den Briten am Herzen, wurde aber unter den Konservativen kaputt gespart, betont The Guardian:
„72 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der NHS für die britische Gesellschaft von tragender Bedeutung ist und kostenlos bleiben sollte. 80 Prozent glauben, dass der NHS mehr Geld braucht und gleichzeitig gehen 71 Prozent davon aus, dass in den nächsten 10 Jahren Gebühren eingeführt werden. Diese Kombination aus Loyalität und Pessimismus zeigt, wie sehr die aufeinanderfolgenden konservativen Regierungen die Bevölkerung im Stich gelassen haben. Die systematische Unterfinanzierung, besonders als David Cameron Premier war und das Budget einfror, hat dazu geführt, dass der NHS immer weniger die Bedürfnisse der Menschen erfüllen kann.“