Was hat die Ukraine-Konferenz in Dschidda gebracht?
Vertreter von rund 40 Staaten haben im saudischen Dschidda Friedensszenarien für die Ukraine diskutiert. Neben der Ukraine, westlichen Ländern und China nahmen auch wichtige Staaten des globalen Südens teil, die bisher keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Moskau war nicht eingeladen worden. Europas Presse sieht Potenzial.
Neutrale Staaten auf der richtigen Seite
Für La Stampa war der Gipfel in mehrerer Hinsicht ein Erfolg:
„Die Ukraine wird gestärkt, Russland isoliert und die Rolle Saudi-Arabiens und der gesamten Front der großen 'neutralen' Länder aufgewertet. Ihre Beteiligung ist das eigentliche Novum des Treffens, bei dem die Delegationen des Westens und der Schwellenländer sowie der Ukraine an einem Tisch saßen, was die Abwesenheit des nicht eingeladenen Russlands einmal mehr unterstrich. Die wichtigste Folgemaßnahme könnte einfach ein weiterer Gipfel sein - so funktioniert die Diplomatie. Aber es ist ein bemerkenswerter Schritt nach vorn, wenn er, wie es scheint, die erwartete Gunst Chinas hat, das erst am Vorabend des Gipfels die Einladung nach Dschidda angenommen hatte.“
Russland kommen die Verbündeten abhanden
Radio Kommersant FM sieht Moskau ins globale Abseits abdriften:
„Der Kreml beteuert immer wieder, dass er nicht gegen eine diplomatische Lösung sei, Kyjiw habe sie seinerzeit abgelehnt. Doch wie sich zeigt, können solche Verhandlungen auch ohne uns geführt werden: Vertreter von mehr als drei Dutzend Ländern haben die Bedingungen für einen Frieden erörtert, darunter die Achtung der international anerkannten Grenzen der Ukraine und die von Russland zu zahlenden Reparationen. ... Wenn es auf ein Forum unter Teilnahme der Staatschefs des Westens und des globalen Südens hinausläuft, wird Moskau ernsthafte Anstrengungen unternehmen müssen, um diese breite Koalition zu sprengen. Und das wird nicht so leicht sein, wie viele Moskauer Politiker glauben.“
Chinas Teilnahme muss nichts Gutes heißen
Strana glaubt, dass die chinesische Beteiligung zu einer Verstärkung prorussischer Haltungen führen könne:
„Pekings Präsenz in Dschidda könnte einer Konsolidierung von Selenskyjs Friedensformel entgegenwirken. Von allen großen Ländern des 'globalen Südens' ist es China, das Moskau am aktivsten unterstützt und dem Westen am lautesten eine 'aggressive Politik' vorwirft. Das heißt, es ist möglich, dass China 'pro-russische' Einstellungen (Aufrufe zu Kompromissen mit Russland) unter den in Saudi-Arabien versammelten nicht-westlichen Ländern stärkt und die Idee eines baldigen Endes des Krieges durch einen Waffenstillstand entlang der Frontlinie fördert.“
Der Gewinner heißt Saudi-Arabien
Für Riad war das ein PR-Traum, kommentiert tagesschau.de:
„Animationen im Staatsfernsehen zeigen bereits die saudische Flagge, die erhaben zwischen der ukrainischen und der russischen weht. Potenzial zur Vermittlung haben die Saudis ohne Frage: als Verbündeter der USA, mit guten Kontakten nach Europa und mit einem engen Draht nach Russland. .... Und jetzt angeblich der von den Saudis vorgelegte neue Friedensplan - ein weiterer Vorstoß von Riad, sich in Szene zu setzen. ... Für die Akteure im Ukraine-Krieg könnte der Golfstaat auch in der Zukunft ein interessanter Vermittler sein. Der Gewinner der Konferenz an diesem Wochenende: wenig die Ukraine, wohl kaum Russland - aber bestimmt das Gastgeberland: Saudi-Arabien.“