Syrien: Neue Proteste gegen Assad
In Syrien kommt es in den vergangenen Tagen vermehrt zu Protesten gegen Diktator Bashar al-Assad. Weil in dem kriegsgebeutelten Land die Währung erneut an Wert verloren hat und Subventionen für Treibstoff gestrichen wurden, steigt der Unmut nicht nur in traditionellen Hochburgen der Opposition. Die Proteste Hunderter Menschen in al-Suwaida im Süden des Landes etwa seien beispiellos seit 2011, sagte der örtliche Nachrichtsender.
Der sitzt fest im Sattel
Die Proteste zeigen das Ausmaß der Verzweiflung der syrischen Bevölkerung, dürften aber kaum etwas bewirken, glaubt The Times:
„Die Proteste werden das Assad-Regime nicht stürzen, auch wenn sie an Fahrt gewinnen sollten. Er hat – abgesehen von einer kleinen Exklave an der Grenze zur Türkei und den von Kurden beherrschten Gebieten im Osten – das ganze Land fest im Griff. Unterstützung bekommt er von Russland, das von seinem Stützpunkt an der Küste die Opposition mit seiner Luftwaffe bombardiert und Wagner-Söldner auf dem Boden einsetzt – auch wenn diese gerade führerlos sind. Zudem wurde Assad mit der formellen Wiederaufnahme Syriens in die Arabische Liga im Mai im arabischen Kreis rehabilitiert, und es laufen weitere Gespräche mit Nachbarstaaten.“
Assad muss sich schon Sorgen machen
Gazeta Wyborcza sieht erste Anzeichen für einen Stimmungswechsel:
„Obwohl syrische Oppositionelle im Ausland hoffen, dass im Land wieder eine Aufstandswelle heranwächst, die zu einem Wandel führen könnte, befindet sich der Präsident vorerst in einer starken Position. ... Die wachsende Unzufriedenheit gibt dem schiitischen Diktator jedoch Anlass zur Sorge, zumal sich unter den Demonstranten zum ersten Mal auch Alawiten befinden, aus denen sich sein gesamtes Gefolge zusammensetzt. In der Vergangenheit gab es Spekulationen, dass er sich nicht an der Macht halten könnte, wenn seine eigene Glaubensgemeinschaft ihn im Stich ließe.“