Türkische Volleyballerinnen: Auf Kritik folgt Feier
Die türkischen Volleyballerinnen sind erstmals Europameisterinnen und werden dafür euphorisch gefeiert. Zuvor war die Mannschaft von konservativen und islamistischen Kreisen belächelt und heftig kritisiert worden - besonders die offen homosexuelle Spielerin Ebrar Karakurt. Für regierungskritische Medien gilt es diesen Erfolg umso mehr zu feiern.
Ein Hoch auf die Republik!
Die Spielerinnen belehren die Kritiker eines Besseren, freut sich Murat Yetkin auf seinem Blog:
„Unsere Volleyball-Champions widmen ihren Sieg dem Volk, der Republik und damit [Republikgründer] Atatürk, der dafür sorgte, dass Frauen in der Gesellschaft in den Vordergrund traten. ... Die Unterstützung war echt und aufrichtig. Ich rede nicht vom Glückwunsch-Wettbewerb der Politiker. Während des gesamten Spiels konnte ich durch mein offenes Fenster die aufgeregten Schreie und 'Türkiye'-Rufe der Menschen hören. ... In diesen Tagen, in denen die Angriffe auf die Werte der Republik, die Frauenrechte, ja durch Rufe nach einem Kalifat sogar auf die Republik selbst zunehmen und die Inflation alles überschattet, bringen sie uns Freude und stärken unsere Moral.“
Ein Sieg gegen den politischen Islam
Dieser Erfolg geht über das Sportliche hinaus, beobachtet Kolumnist Mehmet Yakup Yılmaz auf T24:
„Viele Kommentare sehen in diesem Sieg der Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft auch einen Sieg gegen den politischen Islam. Eine Sichtweise, die den Platz der Frauen auf den Haushalt und ihre Pflicht aufs Gebären von Kindern beschränkt! ... Darum sind diese Taliban-Fans so wütend über diesen Sieg und kommen sogar zum Schluss: 'Hätte doch besser Serbien gewonnen'. Es ist ihr Kummer darüber, dass die Frau, die das Haus verlässt, erfolgreicher sein kann als Männer. ... Dieser Sieg ermöglichte es den Menschen, die ihre Lebensweise in Gefahr sehen und an den Oppositionsparteien nur noch verzweifelten, wieder einmal zu schreien, dass sie existieren.“