Aufruhr um Abschlusstext: Scheitert die COP28?
Die EU hat den aktuellen Entwurf für den Abschlusstext des Klimagipfels in Dubai zurückgewiesen: Er sieht keinen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas mehr vor. Stattdessen spricht das Papier mit 21 Seiten nur noch von einer Reduzierung bei Verbrauch und Produktion fossiler Brennstoffe. Umweltorganisationen und von der Klimakrise besonders bedrohte Länder reagierten enttäuscht. Auch in Europas Presse hagelt es Kritik.
Abscheulicher Zynismus
Die Öl-Lobby hat ihr ganzes Gewicht geltend gemacht, bemerkt Delo:
„Die Opec-Organisation machte dies in einem Brief an ihre Mitglieder deutlich, in dem sie sie aufforderte, jede Erwähnung eines Verzichts oder Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen abzulehnen. 'Der Druck auf fossile Brennstoffe könnte einen Wendepunkt mit irreversiblen Folgen erreichen', warnte Opec. Was für ein abscheulicher Zynismus: Die Lobby fossiler Brennstoffe hat die Sprache der Wissenschaftler gekapert, die davor warnen, dass der Klimawandel zu einem Wendepunkt für mehrere Ökosysteme der Erde führen und einen Dominoeffekt irreversibler Katastrophen auf der ganzen Welt auslösen könnte.“
Das Wichtigste fehlt
Die Cop ist ein Flop, kommentiert La Stampa lakonisch:
„Nach zehn Verhandlungstagen ist die Messlatte des Fortschritts gesenkt worden und die Hoffnungen sind auf den Grund des Arabischen Golfs gesunken. Gestern Nachmittag traf der neue Entwurf des Abschlussabkommens ein. … Aber es gibt noch zu viel Abstand zwischen den Parteien. Und da das Dokument einstimmig angenommen werden müsste, besteht die Gefahr, dass es bis zum bitteren Ende verhandelt wird. Alles dreht sich um zwei Worte. Denn auf den einundzwanzig Seiten, die mit Fachsprache vollgestopft sind, fehlt plötzlich der meistdiskutierte Begriff der letzten zwei Wochen: phase out. Phase out bedeutet Ausstieg und bezieht sich auf fossile Brennstoffe: Öl, Gas und Kohle.“
Eine Ohrfeige
Diese Entwicklung war absehbar, schimpft La Repubblica:
„Gestern Abend wurde in den Korridoren der Dubai Export City gemunkelt, [der Industrieminister der VAE] Al Jaber habe die Samthandschuhe ausgezogen. Ob die 'Ohrfeige', die er 24 Stunden vor Ende der Veranstaltung verteilte, von Anfang an geplant war oder ob sie das Ergebnis des saudischen Drucks auf die Cousins aus den Emiraten war, bleibt offen. … Riad hat sich jedenfalls bemüht, die Front der Ölproduzenten zu vereinen: angefangen bei Iran, Irak, Russland und Kuwait... Eine energische Verteidigung der Macht und des Reichtums, die sich aus der Ausbeutung der Erdölfelder ergeben, natürlich nicht nur in Arabien.“
Es würde schon gehen, wenn man wollte
Es gab schon bessere Zeiten für die internationale Zusammenarbeit, erinnert Új Szó:
„Der Ozonschild hat 2018 begonnen, sich zu regenerieren und wird voraussichtlich bis 2040 in den meisten Teilen der Welt wieder das Niveau von 1980 erreichen. Dies war nur möglich, weil die Entscheidungsträger dem Leben Priorität vor dem Profit gegeben hatten und so handelten, wie Wissenschaftler und Forscher empfahlen. ... Dass einer von dreißig Teilnehmern des wichtigsten Klimagipfels der Welt mit der fossilen Industrie verbunden ist, sollte nicht zur Normalität werden.“