Griechenland: Regierung will Ehe für Alle einführen
Der konservative Premier Kyriakos Mitsotakis will ein Wahlversprechen einlösen und gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung in Griechenland ermöglichen. Das Thema wird in der Gesellschaft höchst kontrovers und emotional diskutiert. Widerstand kommt insbesondere von der einflussreichen orthodoxen Kirche. Einzelne Bischöfe drohen Abgeordneten gar mit Exkommunizierung.
Konvergenz mit Europa
Alex Patelis, Wirtschaftsberater des Premiers, wirbt in der regierungsnahen Kathimerini:
„Wenn wir uns eine Karte der Länder ansehen, die die Gleichstellung der Ehe gesetzlich verankert haben, stellt man fest, dass sich Europa und Amerika von Asien und Afrika deutlich abheben. In diesen Ländern stellen sowohl Freiheit als auch Gleichheit vor dem Gesetz einen hohen Wert dar. Denn letztlich führen solche Werte zu tatsächlich greifbarem Wohlstand. Das sind die Länder, in denen viele leben wollen. Wir sind 1981 als 10. Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) beigetreten. Sollten wir nicht das 16. EU-Mitglied werden, das die Gleichstellung der Ehe gesetzlich verankert? ... Das dient dem nationalen Ziel der Konvergenz mit Europa.“
Die Moralmauer der Kirche bröckelt
Die Proteste aus der Kirche werden schließlich verhallen, prophezeit Protagon:
„Die Kirche verfügt über jahrhundertelange Erfahrung. Sie weiß sehr wohl, dass manche Dinge nicht aufzuhalten sind. Man muss sich damit abfinden und Anpassungsfähigkeit an neue Bedingungen zeigen. Genau das tut der Papst, wenn er den Priestern sagt, dass es nicht verboten ist, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen. Andererseits ist die gleichgeschlechtliche Ehe, wenn man so will, die Entfernung eines weiteren Steins aus der von der Religion über Jahrhunderte aufgebauten Moral-Mauer. Wenn wir die Zeitachse im Schnellgang ablaufen lassen, sehen wir, dass sich die Macht und der Einfluss der Kirche umgekehrt zum Fortschritt der Gesellschaften verändern.“