Nato-Vorsitz: Was spricht für Klaus Iohannis?
Rumäniens Präsident Klaus Iohannis will Nato-Generalsekretär werden. Bereits als führende Staaten des Bündnisses erklärt hatten, den niederländischen Noch-Premier Mark Rutte als Nachfolger von Jens Stoltenberg zu unterstützen, waren Hinweise durchgesickert, vergangene Woche machte Iohannis seine Kandidatur offiziell. Rumäniens Presse debattiert seine Stärken, Schwächen und Chancen.
Es geht um Glaubwürdigkeit und Anpassungsfähigkeit
Der Rumänische Dienst der Deutschen Welle erörtert Iohannis' Chancen:
„Klaus Iohannis hat sich bislang nicht durch Analysen oder Stellungnahmen zur Verteidigung hervorgetan, aber er war immer auf der atlantischen Achse. Ein Nato-Generalsekretär verfügt über einen Stab von Experten und Kommunikatoren. ... Es kommt nicht auf sein Fachwissen an, sondern auf seine Glaubwürdigkeit und Anpassungsfähigkeit, auf die Glaubwürdigkeit des Landes, aus dem er kommt und vielleicht auch der Region, in der es sich befindet. Iohannis-treue Diplomaten sind bereits in Washington, um dort seiner Kandidatur den Boden zu bereiten, und auch die Türkei, die nach den USA über die zweitgrößte Nato-Armee verfügt, soll ihn unterstützen. Sollte Rutte aber seine Kandidatur nicht zurückziehen, ist es schwer vorstellbar, dass die USA und die anderen großen Staaten ihm ihre Unterstützung entziehen.“
Auf diesen Posten kann man sich nicht bewerben
Der Amtsträger wird hinter den Kulissen ausgehandelt und das sei auch gut so, findet Spotmedia:
„Herr Iohannis sagt, sein tiefes Verständnis der Nato qualifiziere ihn für diesen Posten. Doch sein noch nie dagewesener Vorstoß zeigt genau das Gegenteil. Die Leitung der Nato wurde noch nie durch eine Kampfwahl bestimmt. … Jedesmal gab es Beratungen, Verhandlungen, bis ein Konsens erzielt wurde. Und das war nicht zufällig so. Diese Allianz basiert auf Solidarität und Einheit, während Wettbewerb unweigerlich zu Gegensätzen führt, zu Spaltungen. Das braucht die Nato nicht - erst recht nicht vor dem Hintergrund eines Krieges. Aber was zählt schon, was die Nato braucht, wenn Klaus Iohannis einen neuen Posten benötigt?“
Gut, dass auch die Öffentlichkeit mitredet
Contributors begrüßt die Debatte, die Iohannis' Kandidatur anstößt:
„Man mag dagegen halten, dass nicht die öffentliche Meinung den Nato-Generalsekretär ernennt. Doch wie wäre es, die Öffentlichkeit in diese Gleichung mit einzubeziehen, statt dass die Regierenden alles allein entscheiden? Warum zum vierten Mal die Niederlande, warum Mark Rutte und nicht Rumänien und Iohannis? Warum ein Land nehmen, das nicht die Kriterien der Nato für die Finanzierung der Verteidigungsmaßnahmen erfüllt und dessen Häfen zahlreiche Verstöße gegen die Sanktionen gegen Russland gemeldet haben und nicht jemanden von der Ostflanke? Jetzt ist die Sache öffentlich und kann nicht mehr durch diskrete Absprachen oder durch die schnelle Bekanntgabe eines Konsens abgewürgt werden.“