Migration: Ein Jahr nach dem Bootsunglück von Pylos

Auch zwölf Monate nach dem dramatischen Bootsunglück südwestlich von Griechenland bleiben viele Fragen offen. Fest steht: Am 14. Juni 2023 sank ein völlig überladenes Fischerboot auf dem Weg von Libyen nach Italien. UN-Angaben zufolge waren mehr als 750 Migranten an Bord, von denen 104 gerettet und 82 tot geborgen wurden. Gegen die griechische Küstenwache wurden schwere Vorwürfe laut. Am Jahrestag zieht die Presse kritisch Bilanz.

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Militaire (GR) /

Europas moralischer Kompass ging auf See verloren

Den Widerspruch zwischen Druck aus Brüssel einerseits und Beachtung von geltendem Recht andererseits betont Nikos I. Spanos, pensionierter Admiral der griechischen Küstenwache, im Portal Militaire:

„Es ist nicht das erste Mal, dass die griechische Küstenwache beschuldigt wird, das Leben von Asylbewerbern auf See zu gefährden. ... 2020 dankte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Griechenland dafür, dass es als 'Schutzschild' der EU fungiert. Sie sagte Solidarität zu und betonte, dass die Aufrechterhaltung der 'Ordnung' an der griechischen Außengrenze, die gleichzeitig EU-Außengrenze ist, oberste Priorität hat. ... Nach internationalen Seerecht und EU-Recht hatte Griechenland das Recht und die Pflicht, zu intervenieren, den Menschen an Bord zu helfen und sie zu retten, völlig unabhängig von ihrem Status.“

In (GR) /

EU-Politik macht die Flucht nur noch gefährlicher

Der Kolumnist Lefteris Charalampopoulos schreibt auf dem Webportal In:

„Ein Jahr später gibt es immer noch keine vollständige Untersuchung der Umstände des Schiffbruchs. Entscheidende Informationen wurden nicht veröffentlicht, und wir wissen auch nicht, ob und in welchem Umfang sie untersucht wurden. ... Aber die entscheidende Frage ist auch: Was haben wir in dem Jahr nach dem Unglück getan, um zu verhindern, dass sich eine solche Tragödie wiederholt? Ich fürchte, sehr wenig. Europa beharrt auf einer Politik der Abwehr von Migranten, die nicht dazu führt, dass der Zustrom begrenzt wird, sondern dass der Weg nach Europa immer gefährlicher wird.“